«Der Speaker suchte eine Kindergartenlehrerin. Diese solle am besten schlank und blond sein. Eine dunkelhaarige, junge Frau meldete sich und musste sich weitere Sprüche über ihr Aussehen gefallen lassen. Als sie zu den Kindern hinkniete, sagte der Speaker, dass sie aus dieser Perspektive noch besser aussehe. Unsicher ist lediglich, ob sich der Speaker auf den Ausschnitt bezog oder auf die kniende Blowjob-Position.»
Das ist ein Auszug aus einer von mehreren Reaktionen, die FM1Today erhielt. Der Schreiber enerviert sich über die gewagte und sexistische Art und Weise, wie Säulirennen-Kommentator und Leiter Tiermessen an der Olma, Christian Manser, mit jungen Zuschauerinnen umgeht. Als er eine Dame aus dem Publikum braucht, um die Kinder in der Arena zu betreuen, sollte diese «zwischen 18 und 25 Jahren alt sein, blonde, lange Haare und eine sportliche Figur haben» (siehe Video). Auch Marion Weibel, die neue Thurgauer Apfelkönigin, musste sich kurz nach ihrer Wahl einiges anhören. Sie habe das Amt wohlgemerkt nicht inne, weil sie gut blasen könne, sondern weil sie viel über Äpfel wisse. Mit «Blasen» meinte Manser das bevorstehende Blasen ins Horn, um das Säulirennen zu starten.
«Unter der Gürtellinie»
Marion Weibel kam erst später dazu, sich Mansers Sprüche durch den Kopf gehen zu lassen: «Ich muss ehrlich sagen, dass ich die Sprüche in diesem Moment gar nicht als sexistisch wahrgenommen habe, weil ich viel zu beschäftigt damit war, alles richtig zu machen», sagt die Apfelkönigin. Sie hätte aber im Nachhinein aus ihrem Umfeld mehrere Rückmeldungen von Leuten erhalten, die Mansers Blas-Spruch für «unter der Gürtellinie» hielten.
«Damit wir uns richtig verstehen», sagte Speaker Manser: «Sie hat den Titel gewonnen, weil sie viel über Äpfel weiss, nicht, weil sie gut bläst»:«Durchgehend sexistisch»
Für Margrit Blaser, Präsidentin der SP Frauen des Kantons St.Gallen, zeigen Mansers Anspielungen, dass es Alltagssexismus gibt, der gar nicht böse gemeint sein müsse. «Der Kommentator ist ja kein Rüpel. Er trägt Hemd und Krawatte, ist schlagfertig und unterhaltend. Er ist einfach ein Schnorri. Es fällt jedoch auf, dass wenn er mit jungen Frauen spricht, alle seine Bemerkungen durchgehend sexistisch sind.» Das Problem sei dabei, dass seine Aussagen nie zynisch oder böse gemeint seien, sondern lustig daher kämen. Das sei gefährlich, sagt Blaser, da diese sexistischen Sprüche dadurch «normal» und irgendwann einfach dazugehören würden. «Hätte sich die junge Kindergärtnerin gegen Mansers Sprüche gewehrt, wäre die Stimmung sofort gekippt und sie wäre zickig oder humorlos gewesen. Weil Frauen nicht als humorlos bezeichnet werden wollen, trauen sie sich nicht, für sich selbst einzustehen, wenn solche Bemerkungen zu weit gehen - schon gar nicht vor Publikum. Daher machen sie gute Miene zum bösen Spiel», sagt Blaser.
«Ich wollte niemanden beleidigen»
Speaker Christian Manser gesteht, dass es in der Hitze des Gefechts, in der ganzen Spontaneität, schon sein könne, dass beim Publikum manches falsch ankomme oder er sich etwas ungeschickt ausdrücke. «Wenn etwas falsch verstanden oder interpretiert wurde oder ich etwas falsch ausgedrückt habe, tut mir das leid. Es ist nicht meine Absicht, irgendjemanden zu beleidigen.»
Manser betont, dass sein Kommentar zur knienden Kindergärtnerin keineswegs eine Anspielung aufs Blasen gewesen sei. «Als sie auf mich zukam, sagte ich: Sie wird ja immer schöner. Und als sie dann zu den Kindern niederkniete, fand ich das sympathisch und deshalb habe ich gesagt, dass sie so noch schöner aussehe. Aber vielleicht ist das falsch verstanden worden - was ich auch verstehen kann», sagt Manser. Manchmal würden Leute in eine ganz andere Richtung denken, obwohl es seinerseits gar nicht so gemeint sei. «Wenn es solche Missverständnisse gibt, die jemanden verletzten, bedauere ich das.» In Zukunft werde er sich bemühen, sich differenzierter auszudrücken.