«Das kann es doch nicht sein, wir müssen die armen Pferde da schnellstmöglich rausholen und retten», nicht nur bei Tierschützern sorgen die gestern publizierten Bilder von ausgemergelten oder gar toten Pferden für Entsetzten. Der wegen Tierquälerei vorbestrafte Pferdezüchter U. K.* soll mehr als ein Dutzend Pferde auf seinem Hof verenden lassen haben. Eine Vertraute von U. K. veröffentlichte Bilder der Tiere und erstattete Anzeige wegen Tierquälerei. Heute Freitag bestätigte eine weitere Zeugin, welche vor kurzer Zeit auf dem Hof von U. K. war, gegenüber TVO, dass die Zustände für die Pferde unhaltbar seien.
Weitere Zeugin stellt Thurgauer Pferdehändler an Pranger - im Beitrag von TVO:
Tausende verlangen die Befreiung der Pferde
Die Entrüstung über den Tierquäler ist gross: Auf Facebook formierte sich innert weniger Stunden eine Gruppe mit rund 5500 Mitgliedern, die eine sofortige Rettung der Pferde vom Hof von U. K. verlangen. Die Leute beraten über Möglichkeiten, die Tiere fremd zu platzieren und lassen ihrem Frust freien Lauf. Auch wurde eine Online-Petition gestartet, die den Kantonstierarzt auffordert, sofort die nötigen Massnahmen gegen U. K einzuleiten. Unterschrieben wurde die Petition innert weniger Stunden von fast 4000 Personen aus mehreren Ländern.
Stürmen Tierschützer den Hof?
Nebst der Online-Petition organisieren Tierschützer eine Mahnwache gegen die Zustände auf dem Hof von U. K.: Am Samstagnachmittag wollen sich die Tierschützer und Pferdefreunde in Frauenfeld versammeln und eine Mahnwache für die verstorbenen Tiere halten.
Einige Mitglieder der Gruppe rufen gar dazu auf, das Recht in die eigenen Hände zu nehmen und den Hof von U. K. zu stürmen. Sie wollen die Tiere befreien und in Sicherheit bringen. Die Kantonspolizei Thurgau äussert sich nicht konkret zu diesem Vorhaben, rät aber grundsätzlich von allen illegalen Handlungen ab.
Bundesgesetz verlangt «unverzügliches Einschreiten»
Antoine F. Goetschel, Spezialist für Tierrecht und Präsident von «Global Animal Law», versteht die Untätigkeit der Thurgauer Behörden nicht: «Das Veterinäramt kann und muss doch handeln in diesem Fall.» Er beruft sich auf den Artikel 24 des Schweizerischen Tierschutzgesetz (TSchG):
«Wird festgestellt, dass Tiere vernachlässigt oder unter völlig ungeeigneten Bedingungen gehalten werden, so schreitet die zuständige Behörde unverzüglich ein. Sie kann die Tiere vorsorglich beschlagnahmen und auf Kosten der Halterin oder des Halters an einem geeigneten Ort unterbringen; wenn nötig lässt sie die Tiere verkaufen oder töten. Sie kann dafür die Hilfe der Polizeiorgane in Anspruch nehmen.»
Trotz dieser klaren Regelung wurden die Behörden bisher nicht gegen U. K. aktiv.
Kanton Thurgau beruft Task Force ein
Beim Kanton Thurgau hat die Kommunikation im Fall des Pferdezüchters der Thurgauer Regierungsrat Walter Schönholzer übernommen. Trotz mehrmaligen Nachfragens von FM1Today gibt es erst am Abend eine schriftliche Stellungnahme. Walter Schönholzer will unverzüglich eine Task Force einberufen. Dies, nachdem der stellvertretende Generalstaatsanwalt des Kantons Thurgau bestätigt habe, dass die Bilder der vernachlässigten und zum Teil zu Tode gekommenen Pferde in Hefenhofen authentisch und aktuell seien. «Die Task Force tagt am Montag und wird dann über weitere Schritte beraten», heisst es im Schreiben. In der Task Force sind neben Walter Schönholzer im Wesentlichen das Veterinäramt, die Kantonspolizei, die Generalstaatsanwaltschaft und das Landwirtschaftsamt vertreten.
Noch gestern hiess es, das Veterinäramt mache regelmässige Kontrollen auf dem Hof von U. K.. «Die im laufenden Jahr erfolgten Kontrollen – auch externe – haben keine Missstände, wie auf den Bildern sichtbar, gezeigt», sagte Walter Schönholzer.
Die Frage, wann die letzte Kontrolle auf dem Hof stattgefunden hat, will der Kanton nicht beantworten. Auch sonst gebe es aktuell keine weiteren Auskünfte.
*Name der Redaktion bekannt