«Wir haben grosse Unterstützung erhalten. Mündlich, in Mails, aber auch öffentlich mit einigen deutlichen Leserbriefen. Negatives haben wir praktisch nicht gehört», erzählt Jack Rhyner, Verwaltungsratspräsident der Bergbahnen Wildhaus. Noch immer kann er den feindlichen Übernahmeversuch der Toggenburg Bergbahnen nicht verstehen, aber er kann nicht leugnen, dass er ihnen einen gewissen Vorteil gebracht hat: «Es ist gut möglich, dass viele in der Stube sassen und dachten, jetzt ist der richtige Zeitpunkt, die Bergbahnen Wildhaus zu unterstützen.»
Eigene Gelder gesichert
Mit den erfreulichen Folgen, dass die Bergbahnen Wildhaus ihr neues Projekt Wildhaus 2.0 ziemlich sicher finanzieren können. «Trotz den zahlreichen Missstimmungen ist es uns gelungen, dass seit September 2015 bis heute von alten und 500 neuen Aktionären über 1,5 Millionen Franken einbezahlt wurde.» Zusammen mit den zugesagten 500'000 Franken der Bürgerschaft von Wildhaus-Alt St.Johann und von zwei privaten Zusagen sind 2,3 Millionen Franken der angestrebten 2,6 Millionen Franken gesichert.
Wenn auch die weiteren Gelder von Bund und Kanton im Umfang von elf Millionen Franken gesprochen werden, können sechs alte Bahnen abgerissen und eine neue kinderfreundliche Sesselbahn und ein Skilift gebaut werden. Dies auf den Winter 18/19. Jack Rhyner: «Das feindliche Übernahmeangebot der Toggenburg Bergbahnen hat ganz spontan weitere Aktionäre dazu gebracht, Aktien zu zeichnen.»
Nichts gegen eine Fusion
Für Melanie Eppenberger, Verwaltungsratspräsidentin der Toggenburg Bergbahnen, ist der Schuss mit der feindlichen Übernahme laut Rhyner «ganz schön nach hinten los». Hätte Melanie Eppenberger das Gespräch gesucht, wäre man von einer Zusammenarbeit nicht abgeneigt gewesen: «Die Missstimmungen sind erst entstanden, als Melanie Eppenberger die Führung der Toggenburg Bergbahnen übernommen hat. Vorher herrschte eine gute Zusammenarbeit. Wir sind offen für einen Fusionsprozess. Nur sollte es eben ein Prozess sein mit Gesprächen auf Augenhöhe.»
Deshalb ist für Jack Rhyner klar, sollte es zu einer Fusion der beiden Unternehmen kommen, müssen sie gemeinsam an einen Tisch sitzen: «Es muss ein gemeinsames Gutachten erstellt werden, welches die beiden Firmen bewertet, dann können wir weiterreden.»
«Investoren hoffen auf Aktien der Toggenburg Bergbahnen»
Mit den Vorwürfen konfrontiert, sagt Melanie Eppenberger: «Wir müssen uns an der Sache orientieren, nicht an persönlichen Befindlichkeiten.» Dass die Toggenburg Bergbahnen offen seien für Fusionsgespräche höre sie zum ersten Mal. «Mein letzter Stand ist, dass Jack Rhyner die Aktionäre dazu aufforderte auch bei einem verbesserten Übernahmeangebot standzuhalten».
Darauf angesprochen, dass der Zwist den Wildhaus Bergbahnen in die Hände spielt, sagt Melanie Eppenberger nur: «Ich finde die Investoren mutig. Aber vielleicht hoffen sie ja auch in Zukunft dann Aktien der Toggenburg Bergbahnen zu besitzen.»
«Zäme simer starch» So oder so, für die Leute im Toggenburg ist klar: Die Region muss zusammenhalten. Das zeigen nicht nur diverse Leserbriefe, sondern auch Reaktionen die FM1Today erreicht haben.
Käthy Büchel-Steiner, die in Unterwasser aufgewachsen ist, sagt zum Beispiel: «Zäme simer starch - alles andere ist ein Abwärtstrend für das ganze Toggenburg.» Das ganze Bergbahnen-Theater verärgere die Leute. «Die Mieter meiner Wohnung in Wildhaus sagen, wenn keine Einigkeit herrscht, kommen sie nicht mehr ins Toggenburg.» Peter Hartmann findet: «Das ganze Theater schadet der ganzen Region und schreckt die Touristen ab. Das Motto sollte lauten: Miteinander statt gegeneinander.»
Saison-Abo wird teurer
Dass die Toggenburger Bergbahnen offenbar ihren eigenen Weg gehen wollen, scheint niemand im Tal verstehen zu können. Andere sind entrüstet darüber, dass ein Saison-Abonnement für den Sommer bei den Toggenburg Bergbahnen fast 80 Franken mehr kostet als bei den Bergbahnen Wildhaus. «Wir wollen unser beschauliches Toggenburg beibehalten», so der Tenor, «und einfach nur ein familienfreundliches Wander- und Skigebiet».