Ostschweiz

Netzpanne bei Telecom: «Ein Saftladen»

Netzpanne bei Telecom: «Ein Saftladen»

27.03.2018, 05:57 Uhr
· Online seit 27.03.2018, 05:38 Uhr
Die Telefon-Panne von Montag in Liechtenstein sorgt in der Bevölkerung für hitzige Köpfe. Viele Menschen verstehen nicht, wie es passieren kann, dass in so einem kleinen Land die Telekommunikation komplett stillsteht. Der Sündenbock ist die Telecom.
Raphael Rohner
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Während des ganzen Nachmittags war es am Montag nicht möglich, in Liechtenstein das Festnetz oder Mobiltelefon zu verwenden. Prekär daran: Auch Notfallnummern wie jene der Polizei oder Feuerwehr waren nicht erreichbar. Es war die zweite Störung dieser Art innert kürzester Zeit: Auch am Sonntag lag das Netz im Ländle still. Die Notrufzentrale des Landes in Vaduz war über den ganzen Zeitraum der Störungen einzig über ein altes Nokia-Handy mit Schweizer SIM-Karte erreichbar.

«Telecom-Skandal» ist Thema Nummer 1

Viele Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner finden diesen Zustand unhaltbar. Am Montagabend ist der «Telecom-Skandal» das Thema Nummer 1 an den Stammtischen im ganzen Land. Kaum darauf angesprochen, reagieren die meisten Liechtensteiner voller Entrüstung: «Das ist eine Sauerei, wir bezahlen unsere Rechnungen und die lassen uns alle im Stich», heisst es etwa in einem Triesener Lokal. Vor allem ältere Menschen seien nicht informiert worden. Dies bestätigt auch eine Gruppe Damen in einem Lokal am Abend: «Ich wollte meinen Enkel anrufen und hatte keine Ahnung, warum ich nicht telefonieren konnte.»

Auch in den nächtlichen Strassen wird an jeder Ecke über das Thema gesprochen. Kiran Burgmeier aus Triesen sagt: «Zum Glück haben viele Liechtensteiner einen Schweizer Anbieter. Bei einem Brand oder einem anderen Notfall kann man ja keinen kontaktieren. Es war gut, dass die Feuerwehr die Depots besetzt hat und die Polizei im ganzen Land patrouilliert ist. Man konnte sich an sie wenden.» Trotzdem findet er diesen Zusand unhaltbar: «Zum Glück ist nichts passiert!»

«Einfach nur schwach»

Auch andere Passanten können nicht nachvollziehen, wie so etwas passieren kann. «Unser Land ist nicht so gross. Es müsste nicht so schwer sein, hier ein Netz aufrecht zu erhalten. Man zahlt ja genug. Es ist ein Beschiss. In anderen viel weniger modernen Ländern kriegt man es auch hin», findet ein Mann. Schuld daran sei die Telecom Liechtenstein AG. Das sagt auch eine andere Passantin: «Ich finde es recht unprofessionell und einfach nur schwach. Für mich, blöd gesagt, ein Saftladen!»

Ein weiterer Passant hat etwas mehr Verständnis für die Telefonpanne. «Ich finde es nicht so schlimm, dass das passiert ist. Fehler können passieren. Diese sind vielleicht früher von den Politikern gemacht worden, als man vom Anbieter Swisscom weg gegangen ist.»

Telecom arbeitet an Problemen

Die Telecom Liechtenstein AG entschuldigte auf ihrer Webseite die Grossstörung. «Sämtliche Services inklusive der Notrufnummern sind nun wieder verfügbar», hiess es gegen 18 Uhr. An den Folgen des Ausfalls werde bei einzelnen Leitungen noch gearbeitet. «Mit der Ursachenanalyse des Ausfalls wird nun unmittelbar begonnen.» Genaue Hintergründe über den erneuten Ausfall der Systeme wurden nicht bekannt gegeben.

veröffentlicht: 27. März 2018 05:38
aktualisiert: 27. März 2018 05:57
Quelle: rar

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