Bunte Kolonnen von Wanderern in atmungsaktiver Kleidung schieben sich wie bei einer Polonäse die Kieswege in den Alpstein hoch. Vielfach klackern Wanderstöcke über die Steine, andere schlurfen mit ihren Turnschuhen zum Seealpsee. Der Alpstein wurde am Auffahrtsdonnerstag von Besuchern gestürmt.
5000 Leute sollen den Weg in den Alpstein gefunden haben, schreibt Appenzell Tourismus. Wie die erwähnten Turnschuhe vermuten lassen, sind viele von ihnen eigentlich keine Berggänger. Die vielen Besucher an sich freuen die Wirte im Gebirge natürlich. Allerdings gebe es auch viele, welche die Natur nicht achten. «Die Masse an Leuten stört mich überhaupt nicht», sagt Sepp Manser vom Restaurant Meglisalp,«Vielmehr ärgert es mich, dass die Leute nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen.»
Picknicks und Einweg-Grills
Seit der Corona-Zeit gehen auch Leute wandern, die an einen Abfalleimer alle 50 Meter gewohnt sind. «Sie machen mitten im Gras ein Feuer oder gehen campen und lassen danach ihre Einweg-Grills liegen», sagt Manser.
Dabei müssten viele mit der Natur arbeiten und seien darauf angewiesen, dass man zum Beispiel nicht durch eine Heumade laufe: «Die Leute haben null Verständnis für die Natur.»
Manser wünscht sich hier mehr Rücksicht. Wenn man die Wanderer auf ihr Fehlverhalten hinweise, dann werde man aber eher noch zusammengestaucht.
Kein neues Problem
Bei Appenzell Tourismus ist man sich des Abfallproblems bewusst. Es sei richtig, dass sich derzeit viele Leute im Gebirge aufhielten, die man sonst eher nicht dort antreffen würde, heisst es beim Tourismus-Büro. Ob es seit der Corona-Zeit auch eine Zunahme beim Abfall gebe, sei aber schwer einzuschätzen. «Dazu werden keine Messungen gemacht», sagt eine Mitarbeiterin von Appenzell Tourismus AI.
Noch schlechter messbar ist sonstiges Fehlverhalten, wie zum Beispiel irgendwo ein Feuer anzuzünden. Ein Stück weit muss man das wohl hinnehmen, denn: Die Besucherströme dürften über das restliche Auffahrtswochenende kaum abreissen. Und die Wirte im Alpstein freuen sich trotz allem über die vielen Besucher.
Ausgelassene Stimmung
Innerhalb der Gasthäuser sei das Verhalten der Leute vorbildlich. «Die Gäste sind sensiliblisiert, man muss kaum etwas erklären», sagt Ebenalp-Wirt Sepp Kölbener. Die Stimmung sei ausgezeichnet: «Die Leute freuen sich, mal wieder zu Berg zu gehen, zu geniessen, das hat vielen gefehlt.»
Das bestätigt auch Meglisalp-Wirt Sepp Manser: «Gemessen an den Einschränkungen hat das alles ganz gut geklappt.» Er freue sich auf die nächsten Tage.