Ostschweiz

Der schönste Arbeitsplatz der Schweiz

Der schönste Arbeitsplatz der Schweiz

· Online seit 04.10.2018, 08:46 Uhr
Der Berg ruft. Aber damit wir ihn auch besteigen können, braucht es Leute wie Adrian Schneider. Der Wanderwegmacher im Pizol hat einen Job mit Sonnengarantie. Ein Besuch auf knapp 2000 Metern über Meer.
Dario Cantieni
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Die Augen hinter der verspiegelten Sonnenbrille sind konzentriert nach vorne gerichtet. Weder der idyllische Bergsee, noch die imposante Bergkulisse vermögen die Aufmerksamkeit von Adrian Schneider auf sich zu ziehen. Gleichmässiges Dröhnen - sonst Stille. Die Baggerschaufel arbeitet sich Meter für Meter vor. Der Weg ist kaum breiter als die Raupen des Fahrzeuges. Als sich ein Familienvater mit zwei Kindern nähert, stellt Schneider die Maschine ab und lotst die Wanderer an der grossen Schaufel vorbei. Sie dürfen sich auf bestens präparierte Wege freuen.

Schönwetterberuf

Die gebräunte Haut von Adrian Schneider und Johann, seinem Mitarbeiter, lässt auf beste Arbeitsbedingungen schliessen. «Wir können nur bei schönem Wetter arbeiten. Wenn es regnet, ist der Boden zu weich.» Dabei steht er vor seinem Bagger, lässt den Blick über die sonnigen Bergkuppen schweifen und muss zugeben: «Im Moment habe ich sicher einen der schönsten Jobs.» Sobald kein Schnee mehr liegt, ist Schneider auf den Wanderwegen unterwegs. Wo möglich mit Bagger, sonst mit Schaufel und Pickel. Wer mithelfen will, sei herzlich willkommen. «Wir sind immer froh um freiwillige Helfer.» Lohn gebe es zwar keinen, aber dafür beste Aussicht und ein Znünibrot würde auch drinliegen, meint Schneider und lacht.

Noch nicht überzeugt? So schön ist der Arbeitsplatz von Adrian Schneider.

Ein Bagger geht steil

«Woooh, lug mol - en Baggerrrrr ufm Berg», jauchzt der kleine Junge, als er staunend um das grosse Gefährt herumgeführt wird. Die dunkelgelbe Baumaschine ist ein komisches Bild in der heilen Bergwelt. Aber eine enorme Hilfe. Gut zwei Monate sei man mit Bagger und Co. in den Bergen unterwegs, damit ein Wanderweg von etwa zwei Stunden Laufzeit entstehe. Die Route könne er zwar mitbestimmen, erklärt Schneider, aber da brauche es noch viel mehr, damit ein neuer Wanderweg entstehe. «Zuerst muss man ein Baugesuch beim Kanton einreichen und danach prüfen verschiedene Umweltverbände, ob der Weg nicht den Lebensraum geschützter Tier- oder Pflanzenarten bedroht.» Bis also der Bagger auffahren kann, gibt es eine Menge zu tun.

Wasser raus, Kies rein

«Die Hauptsache beim Wanderwege machen ist, dass wir möglichst schnell das Wasser aus dem Boden kriegen.» So entstehe ein fester Untergrund, der für einen Weg ausschlaggebend sei. Aber auch grössere Steine holt Adrian Schneider aus dem Boden «damit es nicht so rauh ist beim Laufen.» Des Weiteren werden Löcher mit Kies aufgefüllt, damit man sich nicht den Fuss verknackst. Auf die Frage, ob er nur im Pizol wandern dürfe, meint Adrian Schneider schmunzelnd: «Natürlich nicht, ich bin auch auf anderen Wanderwegen unterwegs, um zu sehen, was man besser hätte machen können. Es ist ja nicht so, dass alles was wir machen perfekt ist, aber wir versuchen, das Beste rauszuholen.» Sagt es und setzt sich zurück an den Bagger. Ein letzter Blick über das Bergpanorama und die Augen sind wieder konzentriert auf den Weg vor ihm gerichtet.

(dac)

 

veröffentlicht: 4. Oktober 2018 08:46
aktualisiert: 4. Oktober 2018 08:46

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