Quelle: FM1Today /Philomena Koch
An einem schönen Sommertag die Wanderschuhe schnüren, den Rucksack packen und in die Berge gehen. Was wohl für viele eine Selbstverständlichkeit ist, scheint für Menschen mit einer Gehbehinderung als ein Ding der Unmöglichkeit. Noch immer sind nicht alle Seilbahnen barrierefrei und eine selbstständige Fortbewegung auf unebenem Gelände stellt eine weitere Herausforderung für Menschen im Rollstuhl dar.
Mit dem Rollstuhl auf dem Wanderweg
Die Bergbahn vom Churer Hausberg Brambrüesch hat sich zusammen mit der Stiftung Cerebral dazu entschlossen, diesem Problem ein Stück entgegenzuwirken. Seit Neustem kann bei der Bergstation ein geländegängiger Rollstuhl für 20 Franken pro Halbtag gemietet werden.
Ziel dahinter ist nicht etwa eine Bergbesteigung mit dem Rollstuhl. Mit robusten Reifen, einem stabilen Rahmen und zwei Elektromotoren ist der Rollstuhl für steilere und unebene Wege ausgelegt. Und ermöglicht dadurch ein Erlebnis in der Natur oder eine Wanderung mit der Familie. «Wir wollen, dass auch Leute mit einem Handicap von der Stadt aus das Churer Naherholungsgebiet geniessen können», erklärt Patrick Arnet, Geschäftsführer Bergbahnen Chur, den Grundgedanken hinter dem neuen Angebot.
«Es fühlte sich super an»
Doch wie kommt das knapp 5 Kilometer pro Stunde schnelle Gefährt in der Praxis an? Auf der Jungfernfahrt getestet wurde der Rollstuhl von der MS-Betroffenen Martina Tomaschett. «Es fühlte sich super an. Zum letzten Mal war ich in der Schule auf dem Brambrüesch. Es war ein Highlight für mich», sagt die Churerin im Interview. Die Berge wieder einmal von oben betrachten zu können, sei ein riesig gutes Gefühl. «Nur der Joystick ist etwas gewöhnungbedürftig», sagt sie weiter. Am liebsten würde sie nun jede freie Minute auf dem Rollstuhl in den Bergen verbringen.
Anfahrt ist ein Problem
Einen Haken gibt es aber: Komplett barrierefrei ist der Seilbahnbetrieb Chur Bergbahnen nämlich noch nicht. Stand heute ist die zweite Gondel-Sektion der Bergbahnen nicht ideal mit einem Rollstuhl befahrbar. Wer den Rollstuhl also bei der Bergstation mieten und nutzen will, muss entweder den Rollstuhl in der zweiten Gondel zusamenklappen oder mit dem Auto hochfahren. Ein Neubauprojekt jener Bahn sei in Planung und bereits von der Stimmbevölkerung angenommen worden. «Wenn wir das dann so umsetzen können, wie wir es uns vorstellen, ist der Brambrüesch vom Tal bis zum Berg barrierefrei», führt Arnet aus.
Bis zum rundum barrierefreien Erlebnis wird es also noch etwas Zeit brauchen. Und doch hat Arnet schon die nächsten Ideen. «Wir möchten das Angebot ausbauen, beispielsweise mit einer weiteren Rollstuhl-Strecke.» Auch Tomaschett hat einen Vorschlag. Sie würde ein ähnliches Angebot auf dem Mittenberg – dem Berg nebenan – sehr begrüssen.
Barrierefreie Berg-Ausflüge im FM1-Land
Es ist nicht der erste geländegängige Rollstuhl im FM1-Land. Mittlerweile gibt es sie an 20 verschiedenen Standorten in der Schweiz zu mieten. So auch ein paar Bergspitzen weiter in Arosa oder in Scuol. Zum Schluss findest du hier fünf barrierefreie Wanderungen im FM1-Land:
- Der Arlenwaldweg in Arosa: Der geteerte Weg führt von der Mittelstation Luftseilbahn Arosa-Weisshorn (LAW) bis zum Prätschli. Von der Mittelstation zum Prätschli sind es 100 Meter Höhenunterschied. Auch hier steht ein «Wander-Rollstuhl» zur Verfügung.
- Rothorn Gipfel in Lenzerheide: Mit der Gondelbahn Rothorn 1 kann das Restaurant Scharmoin in der Mittelstation erreicht werden. Von dort aus ist es mit einem entsprechenden Rollstuhl auch möglich, auf Feldwegen wieder in das Tal zu kommen. Von der Mittelstation aus kann mit der Pendelbahn Rothorn 2 und das Panoramarestaurant Rothorn-Gipfel erreicht werden.
- Heidipfad im Pizol: Von Pardiel bis zur Alp Schwarzbüel. Auch das Panoramarestaurant Edelweiss in Pardiel ist barrierefrei zugänglich.
- Madrisa-Alp in Klosters: Von Madrisa Alp in Richtung Mässplatte bis zum Heilkräutergarten. Auch hier steht ein «Wander-Rollstuhl» zur Verfügung.
- Via a l'En im Engadin: Der Weg verbindet Sucol und Sur En und führt entlang der Inn. Auch hier steht ein «Wander-Rollstuhl» zur Verfügung.
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