Ostschweiz

«Natalie hat die Auszeichnung verdient»

«Natalie hat die Auszeichnung verdient»

03.11.2018, 06:40 Uhr
· Online seit 02.11.2018, 22:16 Uhr
Der Prix Courage 2018 geht nicht in das FM1-Land. Trix und Wendelin Marthy, welche den Beil-Angreifer von Flums stoppten, gehen leer aus. Gewonnen hat eine Ärztin aus dem Wallis, das Paar mags ihr gönnen.
Linda Aeschlimann
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Das Ehepaar Marthy aus Flumserberg zeigt sich als gute Verlierer. «Alle können nicht gewinnen. Und Natalie Urwyler hat diese Auszeichnung verdient», sagen die beiden Flumser nach der «Prix Courage»-Verleihung in Zürich zu FM1Today.

Sie sind froh, dass es jetzt ruhiger um ihre Personen werden dürfte. Klar ist aber für beide, dass sie wieder alles gleich machen würden. «Für mich war es ganz normal einzugreifen. Ich würde es wieder tun», sagt Wendelin Marthy.

Dank Zivilcourage schlimmeres verhindert

Er und seine Frau retteten im Oktober 2017 eine Familie vor dem Beil-Angreifer. Der 17-jährige, in der Region wohnhafter Lette, griff ein junges Paar mit Kinderwagen am Postplatz Flums mit einem Beil an. Während der Vater bereits schwer verletzt am Boden lag, schlug der Täter mit seinem Beil auf die Mutter ein.

 

Die Marthys stoppten sofort ihr Auto und gingen dazwischen. Dabei wurden beide verletzt. Der 17-Jährige flüchtete mit dem Auto und später zu Fuss. Bei einer Tankstelle verletzte er zwei weitere Menschen. Dort wurde er von der Polizei angeschossen. Mit dem Täter wurden neun Personen verletzt. Der Lette muss sich im Dezember wegen mehrfach versuchten Mordes vor Gericht verantworten.

Erste erfolgreiche Konzern-Klage

Mut auf eine andere Art hat Natalie Urwyler bewiesen und wird dafür mit dem «Prix Courage 2018» ausgezeichnet. Der 44-Jährigen Anästhesieärztin des Berner Inselspitals wurde im Juni 2014 nach der Geburt ihrer Tochter gekündigt. Gegen diese Kündigung wehrte sich Natalie Urwyler – mit Erfolg. Sie gewann vor dem Berner Obergericht. Weiter ist sie die erste Frau, die gegen einen Konzern wegen Verletzung des Gleichstellungsgesetzes erfolgreich klagte.

Check erhalten

Was Natalie Urwyler mit dem 15'000 Schweizer Franken dotierten Preis nun macht, weiss sie noch nicht. «Ich habe mir das ehrlich gesagt gar noch nicht überlegt. Aber bestimmt werde ich etwas machen, das der Sache dient.»

Gleichstellung sei absolut unumgänglich - rein auch aus wirtschaftspolitischer Sicht, sagt Natalie Urwyler. Sie kann das Wort Fachkräftemangel nicht mehr hören: «Es hat viele gut Ausgebildete hier in der Schweiz. Firmen müssen nur flexibler werden.»

Auszeichnung für mutige Taten

Der «Prix Courage» wurde in diesem Jahr bereits zum 21. Mal verliehen. Die Wahl der Preisträger erfolgt durch das Publikum via Online-, Telefon- und SMS-Voting und durch eine siebenköpfige Jury. Hinter dem Zivilcourage-Preis steht die Publikumszeitschrift «Beobachter».

veröffentlicht: 2. November 2018 22:16
aktualisiert: 3. November 2018 06:40
Quelle: lae

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