Rüegg-Stürm beendet seine Lehrtätigkeit als Ordinarius in St. Gallen auf Ende des Semesters am 31. Juli, wie die Universität am Dienstag mitteilte. Er habe seinen Rückzug «zur Entlastung der Universität vor weiterer negativer Publizität» in Gesprächen mit der Universitätsleitung angeboten.
Die Universität begrüsse dies. Man habe eine entsprechende Vereinbarung getroffen. Rüegg-Stürm bleibt mit einem Pensum von 40 Prozent als Professor an der HSG tätig. Er konzentriert sich in Zukunft auf seine Forschungstätigkeit und Aufgaben in der universitären Selbstverwaltung, wie es im Communiqué hiess.
Rüegg-Stürm war als früherer Raiffeisen-Verwaltungsratspräsident im Zusammenhang mit dem Strafverfahren gegen Ex-CEO Pierin Vincenz wiederholt in die mediale Kritik geraten. Die Aufsicht soll mangelhaft gewesen sein. So soll Rüegg-Stürm etwa die Ausflüge von Vincenz ins Rotlichtmilieu als Spesen abgesegnet haben.
Politischer Vorstoss
Die Sache beschäftigt auch den St. Galler Kantonsrat. Rüegg-Stürm habe «sämtliche exorbitanten Spesen von Pierin Vincenz einfach durchgewinkt», kritisierte die SP in einem Vorstoss. Darunter seien grosse Beträge für den Besuch von Striplokalen, aber auch Privatreisen nach New York und Dubai oder eine Rechnung für ein zerstörtes Hotelzimmer gewesen.
Die SP fragte, ob Rüegg-Stürm als Dozent angesichts des drohenden Reputationsschadens für die Universität noch tragbar sei. Im Vorstoss wurde auch Bildungsdirektor Stefan Kölliker (SVP) kritisiert. Er habe als Präsident des Universitätsrats zu wenig genaue Abklärungen in der Affäre vorgenommen.
Rüegg-Stürm war im März 2018 wegen der Affäre Vincenz als Verwaltungsratspräsident von Raiffeisen Schweiz zurückgetreten. Von seiner Lehr- und Forschungstätigkeit an der Universität St. Gallen (HSG) nahm er eine Auszeit. Er kehrte Anfang 2019 zurück. Ende 2019 verlängerte der Universitätsrat seine Professur bis 2026.