Donnerstagmorgen, 9 Uhr, Passhöhe Schwägalp. Die Gräser, auf denen sonst Kühe weiden, wirbeln wie wild umher - es landen und starten immer wieder Militärhelikopter. Die Armee übt am Fuss des Säntis' nicht den Ernstfall, sondern beseitigt Altlasten. Acht bis zehn Tonnen Abfall - Munitionsreste und auch zivile Überbleibsel - kommen innerhalb einer Woche zusammen.
«Respekt ist immer da»
Mit Pickeln, Bergschuhen und gefüllten Rucksäcken sind die WK-Soldaten und Durchdiener auf der St.Galler Seite der Säntisalpen unterwegs. Von ihrem Arbeitsplatz aus runterschauen - das ist nur etwas für Schwindelfreie. In ihren Säcken landet alles, was nicht in den Alpstein gehört. «Dieses Jahr haben wir Skis gefunden», sagt der 27-jährige Soldat Jeremy Pernet. Der Gebirgsspezialist ist vom Waadtland zur Übung angereist. «Ein gewisser Respekt ist immer da. Man weiss nie, was man findet», gesteht Pernet.
Die Soldaten sammeln Splitter auf und bringen sie mit einem Helikopter zur Deponie. Unter den Fundsachen sind aber auch Blindgänger, die noch nicht explodiert sind. «Diese müssen aus Sicherheitsgründen gesprengt und vernichtet werden», sagt Hauptadjutant Christian Wildermuth aus Schwellbrunn, der den Einsatz mit 60 Mann, darunter unter anderem Gebirgsspezialisten, Luftwaffe, Logistiker und Sanitäter, leitet.
Wir sind am Donnerstag in einem Super-Puma über das Einsatzgebiet geflogen. Die Insta-Story zum Nachschauen:
Steinschlag als Gefahr für Soldaten
Sprengen, das sei im Hochgebirge kein Leichtes, sagt Oberwachtmeister Benjamin Rohner aus Elgg, der als Spezialist für Kampfmittelbeseitigung schon zum fünften Mal bei der Säntis-Aufräumaktion dabei ist. Die Möglichkeit, in Deckung zu gehen, sei begrenzt. «Der Einsatz ist mit viel Verantwortung verbunden. In diesem rauen Umfeld besteht eine grosse Steinschlaggefahr.» Die Erleichterung ist beim Militärpolizisten jeweils «riesig», wenn eine Übung ohne Verletzte beendet wird.
«Am schwierigsten ist es, auf dem stutzigen Gelände die Kameraden nicht zu treffen», findet Soldat Urban Hartmann aus Trimmis, der den Gebirgsspezialisten-Durchdiener absolviert. Mühsam seien diese Woche auch die Gewitter. «Wir müssen insbesondere am Morgen aufpassen, weil die Wiesen durchnässt sind», sagt der 20-Jährige im Interview mit FM1Today.
Putzen gehört auch dazu
Die Armee führt ihre Aufräumaktion am Säntis alle zwei Jahre durch. Laut Einsatzleiter Wildermuth stammt ein Fünftel des Abfalls von Zivilen. Die restlichen Teilchen sind Überreste von Schiessübungen, die von der Truppe nicht direkt eingesammelt werden. Der 52-Jährige erklärt: «Die Armee hat den Auftrag, dort wieder aufzuräumen, wo sie Abfall produziert.» Oberst Markus Krucker zeigt sich beeindruckt von seinen Leuten. Sie seien mit grossem Einsatz dabei. «Putzen ist ja nicht gerade eine Lieblingsbeschäftigung.»