Die Horner Festwiese am See ist im Sommer ein offener Begegnungsplatz. Viele Horner und Auswärtige treffen sich hier täglich. Die Festwiese der Bodenseegemeinde bietet auch viel: Wer es ruhiger mag, spielt im Schatten der Bäume eine Runde Uno, die Sportlicheren spielen Beachvolleyball oder kicken auf die beiden kleinen Tore.
Es gibt viele, die einen Grossteil ihrer Freizeit auf der Wiese verbringen. Für sie ist der Platz ein Paradies. Da die Wiese frei zugänglich ist, muss normalerweise auch kein Eintritt bezahlt werden. Aber 2020 ist alles anders.
Gemeinde Horn erweitert die Badi
Von freier Wiese kann dieses Jahr keine Rede sein. Die Festwiese ist durch Gitter abgesperrt, sie gehört vorläufig zur Badi. «Damit die Abstandsreglen auch in der Badi eingehalten werden können, hat der Gemeinderat beschlossen, die Festwiese für die Badi-Saison 2020 temporär für die Seebadi Horn zu nutzen. Damit vergrössert sich das Gelände und es ist dadurch möglich, mehr Personen den Eintritt in die Badi zu erlauben», schreibt die Gemeinde auf ihrer Webseite.
Für jene, die sich sonst gerne auf der Festwiese treffen, ist dies ein Schlag ins Gesicht. «Solange diese Gitter da sind, will ich gar nicht auf die Wiese. Da fühle ich mich wie im Zoo», sagt ein junger Mann aus Tübach.
Teilweise Verständnis zeigt ein Ortsansässiger. «Die Corona-Zeit verlangt von allen gewisse Opfer, das verstehe ich. So müssen wir halt in die Badi rein und dann zu ‹unserer› Wiese. Ich mache mir eher Sorgen, dass wir gar nicht mehr reingelassen werden.»
Eine Person pro zehn Quadratmeter
Er meint damit den begrenzten Platz in der Badi, der auch mit der Erweiterung knapp werden könnte – schliesslich dürften viele den Sommer in der Heimat verbringen. Gemäss Schutzkonzept der Schweizerischen Schwimm- und Freibäder darf eine Person pro zehn Quadratmeter eingelassen werden.
Gemeindeschreiber Andreas Hirzel betont, dass es nicht darum gehe, jemandem den Platz wegzunehmen: «Für uns geht es darum, möglichst vielen Leuten den Zugang zur Badi zu ermöglichen. Mit den geltenden Auflagen des Bundesrates hätten wir die Kapazität der Badi ohne die Festwiese aber in etwa halbieren müssen.»
Über die Festwiese an sich ist der Zugang zum See – auf dem Papier – nicht möglich. Um ins Wasser zu gelangen, muss man über einige Steine klettern. Das ist verboten, einige machen es trotzdem.
Um den rechtmässigen Zugang zum See zu ermöglichen, hätte man den Durchgang zur Badi öffnen können – so wie das jetzt gemacht wird – ohne die ganze Wiese zur Badi zu erklären, so ein Wiesen-Gast. Für ihn ist das eine Farce. «Auf uns wird einfach geschissen», sagt er frustriert.
Für Horner gratis
Die Badi Horn wird grösstenteils durch Steuern finanziert. Die Horner Einwohnerinnen und Einwohner erhalten deshalb traditionell ein Gratis-Saisonabo. Auswärtige bezahlen 50 Franken. Viele der Wiesen-Besucher aus den umliegenden Gemeinden Goldach, Tübach oder Steinach kommen dieses Jahr um diese Ausgabe nicht herum.
Entgegenkommen will die Gemeinde den Auswärtigen nicht. «Der Preis für das Saisonabo ist mit 50 Franken relativ bescheiden», sagt Gemeindeschreiber Hirzel. Zudem habe sich der Gemeinderat durchaus für auswärtige Besucher eingesetzt. Es soll auch Stimmen aus der Bevölkerung gegeben haben, welche den Badi-Eintritt nur Hornern vorbehalten wollten.
Die 50 Franken sind für die meisten jedoch ohnehin Nebensache. «Neu sind wir an die Öffnungszeiten der Badi gebunden und müssen neben einem Zaun sitzen. Mega gemütlich», ärgert sich eine Goldacherin. Auch das eigentlich öffentliche Beachvolleyballfeld sei nun Teil der Badi. Diese darf in Corona-Zeiten nur bis 19 Uhr öffnen – dann haben manche noch gar nicht Feierabend.
Wie lange der Zaun bleibt, ist ungewiss. In der Mitteilung der Gemeinde steht, man wolle die Festwiese temporär für die Badi-Saison 2020 nutzen. Der Gemeindeschreiber will sich darauf nicht festnageln lassen: «Wir wissen nicht, wie die Pandemie weitergeht. Es könnte eine zweite Infektionswelle oder neue Vorschriften des Bundes geben, dann müsste die Gemeinde die Situation neu beurteilen.»
Zumindest sollen die Gitter nicht für immer bleiben, sondern entfernt werden, wenn sich die Lage normalisiert hat.