Ostschweiz
Thurgau

«Veterinäramt war der falsche Mittelpunkt»

«Veterinäramt war der falsche Mittelpunkt»

· Online seit 31.10.2018, 17:17 Uhr
Die Untersuchungskommission im «Fall Hefenhofen» gab am Mittwoch ihre Ergebnisse bekannt. Wir haben mit Hanspeter Uster, dem Kommissionspräsidenten, darüber gesprochen.
Nina Müller
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 Sind Sie erschrocken, als Sie gemerkt haben, was für ein Ausmass dieser Fall hat?

Als wir zugesagt haben, in dieser Kommission zu arbeiten, konnten wir die Dimensionen nicht einschätzen. Wir erhielten 46 Bundesordner und das erste, was wir gemacht haben, war das Aktenstudium. So erstellten wir eine Chronologie, die wir als Grundlage für eine Bewertung brauchten.

Wie haben Sie reagiert, als Sie die Zustände auf dem Hof sahen und wie die Ämter damit umgingen?

Wir haben gesehen, dass sehr viel passiert ist. Das erste Dokument aus 1994 fing schon ziemlich steil an. In den vierzehn Jahren sammelte sich dann immer mehr an. Zum Teil konnten Massnahmen durchgesetzt werden und dann war der Zustand des Hofes zeitweise auch in Ordnung. Ulrich Kesselring hat die Auflagen dann auch erfüllt aber nie vollumfänglich. Deshalb gab es immer wieder Mängel.

Haben Sie früh gemerkt, dass gewisse Stellen nicht richtig gehandelt haben?

Wir mussten uns zuerst ein Bild machen und je besser wir die Akten kannten, desto mehr haben wir gemerkt, dass in der Zusammenarbeit ein grosser Knopf drin war. Der grösste Fehler war, dass das emotionalste Amt, also das Verterinäramt, im Mittelpunkt stand. Anstelle des Bauamtes oder des Umweltamtes zum Beispiel. Man hätte unbewilligte Bauten nicht einfach tolerieren dürfen und den Gewässerschutz besser durchsetzen sollen.

Ein Hauptproblem war die Zusammenarbeit des Verterinäramtes und der Kantonspolizei.

Es war keine schlechte Zusammenarbeit, sie haben sich gegenseitig unterstützt. Das Problem ist, dass nie klar war, was die Vollzugshilfe des Schweizerischen Tierschutzes genau beinhaltet. Die Polizei hat sich deshalb lange ausschliesslich auf den Schutz der Personen konzentriert.

Also wäre es möglich gewesen, Kesselring schon vorher zu verhaften?

Als im 2010 eine Verurteilung wegen Tierquälerei vorhanden war, wäre das die Grundlage für ein totales Tierhalteverbot gewesen.

 Was halten Sie von der Reaktion der Regierung?

Die Regierung prüft jetzt unsere Empfehlung und Schlussfolgerungen. Ich finde es ein nobler Zug der Regierung, dass sie sich entschuldigt und Versäumnisse eingeräumt hat.

veröffentlicht: 31. Oktober 2018 17:17
aktualisiert: 31. Oktober 2018 17:17
Quelle: abl/nm

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