Wer von Tübach nach Horn fährt, wird am Ortseingang durch eine Tafel begrüsst. Dort stehen üblicherweise nette Sprüche wie «Null Meter über See», oder «9326 Wellen täglich». Zuweilen findet sich auch ein Hinweis auf eine anstehende Abstimmung.
Dieser Tage wurde die Tafel jedoch mehrmals überklebt. Anlass dazu ist der Horner Badi-Streit. Auf einmal stand da zum Beispiel: «Wötsch di fühle wie im Zoo, denn muesch id Horner Badi cho.» Auch andere Orte wurden mit Spruchschildern versehen.
Dass die Gemeinde Horn die eigentlich öffentlich zugängliche Festwiese neben der Badi in diese integrierte und mit Gittern absperrte, sorgt im Dorf für Gesprächsstoff. Sowohl offline, als auch in der Facebook-Gruppe «Du bisch vo Horn, wenn...», wird der Entscheid rege diskutiert.
Interpretation der Fläche
Die Festwiese gehört in dieser Badesaison vorläufig zur Seebadi. Die Wiese wurde Ende Mai abgesperrt und ist nur durch den Badi-Eingang zugänglich. Die Begründung wirkt naheliegend.
Die Gemeinde will möglichst vielen Leuten den Zugang zur Badi ermöglichen. Aufgrund der Schutzmassnahmen ist die Anzahl Eintritte allerdings beschränkt. Gemäss Anordnung des Bundes darf nur eine Person pro 10 Quadratmeter eingelassen werden. Die Konsequenz: Es muss mehr Platz her.
Bei der Definition der Fläche der Badi gibt es aber Interpretationsspielraum. Am 4. Juni hat der Verband der Hallen- und Freibäder (VHF) seine Schutzkonzept-Empfehlung nochmals angepasst. So ist es nicht mehr nötig, Liege- und Wasserflächen getrennt zu beurteilen.
Teilweise bestätigt dies Martin Enz, Geschäftsführer des VHF, auf Anfrage von FM1Today. «Seebadis sind ein Spezialfall. Es ergibt keinen Sinn, bei kleinen Badis die ganze Seefläche an die Gesamtfläche anzurechen. Ausser, die Seefläche der Badi ist klar definiert.» In Horn ist genau das der Fall. Die Badifläche ist mit Bojen markiert.
Fläche der Badi reicht
Ohne die Integration der Festwiese hätte die Horner Seebadi das Eintrittskontingent in etwa halbieren müssen, heisst es von Gemeindeseite. Bei dieser Beurteilung wurde die Seefläche jedoch nicht berücksichtigt.
Rund 450 Personen sollen mit der Integration der Festwiese Zugang zur Badi erhalten. Unter Anrechnung der Seefläche könnte diese Zahl auch ohne Erweiterung erreicht werden. Die Seefläche der Badi ist nämlich grösser als die Fläche der Liegewiese.
Martin Enz betont: Beim Schutzkonzept des Verbandes für Hallen- und Freibäder handelt es sich nur um eine Empfehlung, diese wiederum stützt sich auf die Empfehlungen des Bundesrates. «Die Verantwortung liegt beim Betreiber.»
Die Gemeinde Horn kann durchaus entscheiden, zum Schutz der Bevölkerung strengere Regeln zu erlassen. Es ist auch sinnvoll, den Platz in einer Badi nicht bis zum Äussersten auszureizen – schliesslich gilt es, das Ansteckungsrisiko möglichst klein zu halten.
Theoretisch würde der Platz – mit Einrechnung der Seefläche – ausreichen, um 450 Menschen reinzulassen. Die Berechnungsgrundlagen der Gemeinde Horn liegen FM1Today allerdings nicht vor.
Diese wollte sich auf Anfrage auch nicht mehr zum Thema äussern. Der Festwiesen-Protest dürfte damit nicht abreissen.