Die Situation tendiere dazu, sich langsam zu verbessern, sagte Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle beim Bundesamt für Gesundheit (BAG), am Freitag vor den Medien in Bern. Dabei handle es sich aber nicht um einen nationalen Trend, präzisierte sie: Zurück gehe die Zahl der Neuansteckungen derzeit im Genferseegebiet und in Teilen des Mittellandes.
In den anderen Landesteilen gebe es keine vergleichbare Reduktion. Die Frage einer Journalistin, ob die Romandie bald weniger Coronafälle haben werde als die Deutschschweiz, bejahte Masserey: Wenn es in der Deutschschweiz keine Trendumkehr gebe, werde dies eintreffen.
Die leichte Entspannung betreffe auch nur die Zahl der gemeldeten Neuansteckungen. Hospitalisierung und Todesfälle verharrten auf hohem Niveau, die Situation in den Spitälern bleibe angespannt. Nach wie vor werde zu wenig getestet. Auf jeden Fall müssten noch mehr Anstrengungen unternommen werden, die Pandemie zu bekämpfen, so Masserey: Die Fallzahlen müssten reduziert werden, ein Verharren auf hohem Niveau sei nicht das Ziel.
Infizierte gehen arbeiten und stecken im Pausenraum andere an
In der Verantwortung sehen die Behörden dabei die Bevölkerung. Diese sei verantwortlich für das Gelingen des «Schweizer Weges», sagte der Basler Kantonsarzt Thomas Steffen, der als Vertreter der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte der Schweiz Auskunft gab. Die Schweiz sei mit ihrer Strategie, die auf wenige staatliche Eingriffe setze, ein Sonderfall. Dieser werde nicht funktionieren, wenn die Bevölkerung die Schutzmassnahmen nicht breit lebe.
Handlungsbedarf sieht Steffen bei der Testbereitschaft und den Arbeitspausen. Viele Leute steckten sich in Pausenräumen an, so Steffen. Auch gebe es «massenhaft» Infizierte, die vor dem Test tagelang mit Symptomen zur Arbeit gegangen seien.
Härtefälle: Hilfe kommt je nach Kanton früher oder später
Der Leiter der Direktion für Standortförderung beim Staatssekretariat für Wirtschaft, Eric Jakob, informierte ausserdem über den Zeitplan bei den Hilfen für wirtschaftliche Härtefälle. Für diese will der Bund 680 Millionen Franken bereitstellen, so dass zusammen mit den Beiträgen der Kantone insgesamt eine Milliarde zur Verfügung steht. Da die Kantone ihre regionale Wirtschaft besser beurteilen könnten als der Bund, sei es deren Sache, über die Anwendung der Hilfen zu bestimmen,so Jakob.
Der Bund habe seinen Beitrag nach einem Schlüssel auf die Kantone aufgeteilt, der zu einem Drittel deren Bevölkerung und zu zwei Dritteln deren Wirtschaftskraft berücksichtige. Die Kantone müssten nun ihre Konzepte beim Bund einreichen, dieser werde sie möglichst rasch prüfen. Er rechne damit, dass erste Kantone bereits im Dezember Hilfen ausbezahlen könnten, bei den meisten Kantone werde es Januar, bei einigen Februar, so Jakob.
(red.)