Anderen gefällt das Essen oder das Tschutten am Abend. Ob sie denn viel schlafen, frage ich sie: «Also die Kleinen müssen um 9 Uhr ins Bett», sagt die 8-jährige Romina. Die Nachtruhe halten aber nicht immer alle ein: «Also ich ‹chaschperle› manchmal noch mit meinem Bruder. Das macht Spass», sagt Rui, der sehr gerne und viel spricht und vielleicht einmal zum Radio kommt.
Er ist auch einer der ersten, der beim Klettergarten sein «Gschtältli» und die Kletterschuhe trägt. Schon von weitem kann man am Felsen einzelne glänzende Punkte erkennen. Dort werden die Karabiner, oder wie sie im Fachjargon heissen «Express», eingehakt. Mir wird etwas mulmig beim Anblick der teils überhängenden Abschnitte und ich bin froh, die Kamera und das Mikrofon, statt Karabiner und Seil in den Händen zu halten.
Schnell ist der Berg voller Kinder:
Fokus beim Klettern
Die Kinder sichern sich gegenseitig. Trotzdem sind die Leiter stets zur Stelle. So beispielsweise als eines der Mädchen nicht mehr weiter weiss. Sie hängt in der Wand fest und traut sich nicht, sich zu bewegen. Sie ist Vorstieg geklettert, dass heisst, sie hackt die Express selbst ein und muss ein kleines Stück ohne Sicherung klettern. Ueli Fässler beruhigt das Mädchen, hält sie fest und sie kommt sicher zu Boden.
«Das wichtigste beim Klettern ist, dass die Kinder sich gegenseitig vertrauen», sagt Christoph Mannhart, der Materialchef des Lagers. «Der, der sichert, ist verantwortlich für den, der klettert.» Rundherum werde viel «Saich» gemacht, gehe es ums Klettern, seien aber alle fokussiert.
Meine erste Klettererfahrung
Während ich die Kinder gespannt beobachte, nähert sich mir einer der Leiter und hält mir eine Kletterausrüstung entgegen: «So, jetzt bist du dran», sagt Christoph Mannhart und bevor ich «aber» sagen kann, befinde ich mich in Kletterschuhen, Helm und «Gstältli». «Die Kinder haben heute Morgen schon gesagt, dass die Reporterin auch klettern muss», erklärt Ueli Fässler. Nun gut, den Kindern zuliebe traue ich mich auf die einfachste der Routen und die 8-jährige Romina hilft mir: «Ich sichere dich und erkläre, was du machen musst», sagt sie und zeigt mir einige Knöpfe.
Ich bin zu nervös um mir die Knöpfe zu merken und meine Knie zittern beim Gedanken, dass mich eine 8-Jährige sichert. «Also ich helfe Romina», sagt Mannhart, der zugleich der Vater von Romina ist und ich bin ein wenig erleichtert. Tatsächlich schaffe ich es zu meiner Freude bis ganz nach oben und auch wieder ganz nach unten. «Gut gemacht», sagt Romina und ich kann endlich verstehen, warum die Kinder vom Klettern so begeistert sind.
Leider muss ich das Lager irgendwann wieder verlassen. Die Kinder winken von überall her am Felsen und ich höre noch von weitem ein leises Echo: «Ueeeeeeliiiiii.»