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Das Klischee der Olma: Messezauber oder Alkoholevent?

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Das Klischee der Olma: Messezauber oder Alkoholevent?

· Online seit 13.10.2024, 07:43 Uhr
Landwirtschafts- oder Publikumsmesse? Der Ruf der Olma hat sich seit ihrem Beginn verändert. Doch wie kam es überhaupt zur Olma und welches Klischee stimmt über die Messe? Wir haben nachgeforscht.
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«Treffed mer üs i dä Halle 4 am Wiistand?» Diese Worte wird man in den nächsten Tage sehr oft in der Stadt St.Gallen hören. Die Olma hat gestartet und nicht nur Säulirennen oder die verschiedenen Aussteller gehören dazu, sondern auch der Ruf der Messe als «Festhütte». Doch wie kam es bei den Besucherinnen und Besuchern zu diesem Ausdruck?

Wurzeln aus dem zweiten Weltkrieg

Der Ursprung der Olma stammt aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. «In dieser Zeit wurde das Thema Landwirtschaft wegen der Ressourcen wichtiger», erklärt Dana Balmer. Die Appenzellerin hat Geschichte studiert und befasste sich für einen Vortrag mit der Geschichte der Olma. Die Versorgungsengpässe während des Zweiten Weltkriegs waren noch äusserst präsent im Gedächtnis der Schweizerinnen und Schweizer.

Die Bauern wollten sich untereinander austauschen und der Bevölkerung aufzeigen, was es für einen Anbau von Lebensmitteln braucht. Der Fokus lag aber vor allem auf Kartoffeln, Getreide und Gemüse. Zur Folge ging die Milch- und Viehwirtschaft zurück. Das Ziel war es, eine Balance zur «Anbauschlacht» zu schaffen, denn man brauche nämlich beides.

Im 19. Jahrhundert gab es bereits verschiedene Ausstellungen. 1941 einigten sich die Stadt und der Kanton St.Gallen, die landwirtschaftlichen Organisatoren des Kantons und weitere Interessegruppen, einen Herbstjahrmarkt und eine Landwirtschaftsmesse zum Thema «Mehranbau» in St.Gallen durchzuführen. Die zweite landwirtschaftliche Ausstellung fand dann bereits im nächsten Jahr statt und zog immer mehr Besucherinnen und Besucher an.

Das Grundkonzept, welches seit damals zur Olma gehört, ist die Kombination aus Schaustellung von Produkten, belehrender Aufklärung und Warenverkauf. Die erste eigentliche Olma fand dann im Jahr 1943 statt. Die bundesrätliche Anerkennung als nationale Messe erhielt die Olma 1964 und nennt sich seither bis 2004: Schweizer Messe für Land- und Milchwirtschaft. Seit 2004 lautet die offizielle Bezeichnung: Olma Schweizer Messe für Landwirtschaft und Ernährung.

Die ersten «Festhütten»

«Verpflegung an der Olma gab es schon immer», sagt Dana. Die Restaurantbetreiber der Stadt St.Gallen wollten den Bauern nebst den Tieren und Landmaschinen nämlich auch etwas anderes bieten.

Das traditionsreiche Hotel Hecht am Bohl eröffnete an der dritten Auflage der Olma eine Bar und den Grill-Room im Hecht-Keller. Das Hotel warb mit dem kurzen Weg zu ihnen nach dem Messebesuch. Es war der Anfang einer Tradition und die Hecht-Bar wurde zum «Nach-Olma-Treffpunkt».

Auch andere Lokale trugen zum Olma-Fieber bei. Das «Im Portner» in der Bankgasse oder der «Schützengarten» lockten die Besucherinnen und Besucher an. Danach wurden die Festhütten zum festen Bestandteil der Messe und in der ganzen Region ploppten Olma-Bars auf. Von Rorschach bis Bernhardzell riefen Restaurants und Bars zu einem Besuch auf.

Das wohl bekannteste bis heute betriebene Olma-Restaurant, die Moststube, wurde ab 1943 schon als Verpflegungsstätte genutzt. Damals gab es jeden Nachmittag Live-Musik und die Gäste standen vor den Eingängen Schlange, um einen Platz zu erhalten. Die Moststube wurde zu einem Anziehungspunkt für Ausgehfreudige.

Degustationshallen unverzichtbar

Schon immer sind die Degu-Hallen an der Olma ein wichtiger Bestandteil.  Bereits 1953 wurde mit dem Provisorium der Halle 7 eine Degustationshalle gebaut. Man kann also sagen, dies war der Startschuss.

Ob die berüchtigte Halle 7, die im Jahr 2000 am letzten Olma Abend abbrannte, oder die Hallen 4 und 5, die nach Schliessung der Messehallen noch eine Stunde länger offen sind – über die Jahre etablierte sich der Besuch in diesen Hallen im Programm der Olma-Besucherinnen und -Besucher.

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Das erste Angebot spezifisch für das jüngere Publikum eröffnete dann 1996. In der Talhofhalle fand erstmals eine Jugendparty statt. Diese Entwicklungen führten in den letzten rund 20 Jahren zu dieser Verlagerung der Tradition der Olma.

Ist das Klischee wahr?

«Halle 4 und 5, Säulirennen und Bratwurst. Das fällt mir als erstes ein, wenn ich das Wort Olma höre», sagt Dana. Auch für sie ist am Klischee etwas Wahres dran. «Die Olma ist für mich aber mehr als nur das Trinken von Alkohol», erklärt die Appenzellerin. Das Aufeinandertreffen von Bekannten ist auch ein wichtiger Bestandteil.

«Klar ist aber, dass sich die Bedeutung der Olma über die Jahre verlagert hat», sagt Dana, «der Schwerpunkt ist ein neuer, jedoch ist der Fokus «Landwirtschaft» immer noch wichtig.» Natürlich ist bei jeder und jedem der Grund eines Olma-Besuches unterschiedlich. Es gibt Leute, die sich die verschiedenen Stände und Ausstellungen anschauen, manche besuchen nur den Jahrmarkt und dann gibt es noch die, die den Weg nur in die Degu-Hallen 4 und 5 finden.

veröffentlicht: 13. Oktober 2024 07:43
aktualisiert: 13. Oktober 2024 07:43
Quelle: FM1Today

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