Ostschweiz

«Alles andere als ein erfolgreicher Blitzkrieg»

Ukraine

Russland-Experte: «Alles andere als ein erfolgreicher Blitzkrieg»

· Online seit 28.02.2022, 21:58 Uhr
Die Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine sind gescheitert und Putin droht mit seinen Atomwaffen, während die ukrainische Bevölkerung erbitterten Widerstand gegen Russlands Invasion leistet. Russland-Experte Ulrich Schmid ordnet die aktuelle Situation ein.

Quelle: tvo

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TVO: Werden die Friedensverhandlungen künftig doch noch zu einem Erfolg führen?
Ulrich Schmid: Ich glaube nicht, dass Diplomatie in dieser Situation noch helfen kann. Die Diplomatie war bereits im Dezember zum Scheitern verurteilt. Putin liess schon damals keinen Raum für Verhandlungen, sondern legte einfach den Vertragstext vor, den der amerikanische Präsident hätte unterschreiben sollen.

Putin droht indirekt mit der Atomwaffe, wie gross ist die Gefahr, dass er diese auch einsetzt?
Wenn jemand verrückt genug ist, mit einer konventionellen Invasion gegen die Ukraine vorzugehen, dann ist dies eine glaubhafte Drohung. Wir hoffen alle, dass es nicht so weit kommt, aber grundsätzlich hat die russische Regierung immer wieder darauf hingewiesen, eine Atommacht zu sein und sich mit allen Mitteln verteidigen zu wollen.

Was würde ein Atomangriff für den Westen oder die Schweiz bedeuten?
Nun, letztlich ist das Risiko doch sehr gering, aber es wäre etwas, das bis anhin noch nie da gewesen ist. Die USA und die Nato haben klargemacht, nicht in den Krieg eingreifen zu wollen, so lange dürfte es auch nicht zu einer Eskalation kommen. Zumindest hoffe ich dies.

Putin hatte in einer verwirrenden und bizarren Rede angekündigt, dass er die Ukraine entmilitarisieren und entnazifizieren wolle. Was wir jetzt sehen, ist ein Vormarsch, der ins Stocken geraten ist. Wir sehen jetzt auch einen enormen Widerstand der Ukraine. Damit hat Russland überhaupt nicht gerechnet.

Wie reagiert die russische Bevölkerung auf diesen Krieg.
Es gab ein paar wenige, scheue Demonstrationen, die aber sofort von der Polizei erbarmungslos niedergeschlagen wurden. Doch es gibt auch eine gewisse Gleichgültigkeit und viele finden, wir müssen unseren ukrainischen Brüdern helfen und sie sind überzeugt, dass die Nato schlecht ist und vertrauen der russischen Regierung. Stand heute gibt es keine klare Opposition gegen den Krieg in Russland.

Trotzdem, Putins Plan ist nicht aufgegangen.
Es gibt Hinweise, dass die russische Armee bereits 4000 Soldatinnen und Soldaten verloren hat, das ist alles andere als ein erfolgreicher Blitzkrieg, wie es sich der Kreml erhofft hat.

(agm/tvo)

veröffentlicht: 28. Februar 2022 21:58
aktualisiert: 28. Februar 2022 21:58
Quelle: FM1Today

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