Kleine weisse Blüten auf blauem Hintergrund: So kennt man das Edelweiss-Hemd. Nun, in dieser speziellen Situation, kommt der Edelweiss-Stoff in neuer Form zum Einsatz: als Gesichtsmaske.
«Wir haben von der Orthopädie Rosenberg aus St.Gallen eine Anfrage erhalten, ob es möglich sei, Stoffgesichtsmasken für die Angestellten am Empfang und für die Arzthelferinnen zu produzieren», sagt der Textilfachmann Milo Goldener.
So entstand das erste Muster in Zusammenarbeit mit der Weba Weberei Appenzell AG, die sich im gleichen Haus wie das Modegeschäft Goldener in Appenzell befindet. «Wir haben einen guten Schweizer Stoff gefunden, reine, wasserabweisende Baumwolle. So bleibt die Gesichtsmaske trocken. Zudem ist sie – je nach Farbe – 65 bis 95 Grad waschbar», sagt Kevin Goldener, stellvertretender Geschäftsführer des Geschäftsbereiches «bekleidung.ch, Corporate Fashion».
Seit Mittwoch im Netz: Schon 2000 Masken in Produktion
Es gibt die Masken in hellblau, weiss, schwarz und mit dem Edelweiss-Muster. Derzeit sind die Schneiderinnen dabei, 2000 solcher Masken herzustellen. «Am Mittwoch haben wir die Masken ins Internet gestellt und über verschiedene Kanäle beworben. Dass die Nachfrage so gross sein wird, damit haben wir nicht gerechnet. Der Edelweiss-Stoff bringt allerdings auch Aufmerksamkeit», sagt Kevin Goldener.
Dennoch ist derzeit nicht der Edelweiss-Stoff der gefragteste, die meisten bestellen die hellblauen Masken. «Vor allem der Einzelhandel, Coiffeure und Physiotherapeuten, aber auch grössere Firmen bestellen derzeit die Stoffmasken. Von Privaten bekommen wir nicht viele Anfragen», sagt Milo Goldener.
«Konnten Schneiderinnen aus der Kurzarbeit holen»
Man habe für die vielen Bestellungen glücklicherweise genügend Material vor Ort. In Handarbeit produzieren die Schneiderinnen im Akkord, der Stoff wird in Appenzell gewoben, einzig die Baumwolle ist aus Ägypten.
«Was auch sehr positiv ist, ist die Tatsache, dass wir unsere Schneiderinnen alle aus der Kurzarbeit holen konnten. Von Appenzell über Buchs bis nach St.Gallen, wo wir Ateliers haben, sind alle mit der Produktion beschäftigt», sagt Milo Goldener.
Trotz vieler Bestellungen müssen Kunden nur rund fünf Arbeitstage warten, bis rund tausend Masken fertig genäht sind. Will man noch sein Logo auf die Maske gestickt haben, dauert es etwas länger.
«Das Umfeld wird geschützt»
Auf der Webseite betonen Goldeners, dass es sich bei der Maske nicht um ein medizinisches Produkt handle. Schützt eine Stoffmaske dennoch?
«Sie schützt in etwa so wie eine Einwegmaske, kann aber wieder verwendet werden nach dem Waschen. Die Maske reduziert die austretenden Speicheltröpfchen und so kann das Umfeld geschützt werden. Arbeitet man nicht im medizinischen Bereich, kann man Mitarbeitende und das Umfeld etwas schützen. Natürlich sollte dabei der Abstand wenn möglich trotzdem eingehalten werden», sagt Milo Goldener.
«Die Maske kam gut an»
Der Stoff ähnelt einem feinen Hemdstoff. Das klassische Edelweisshemd wird mit eher dickem Stoff hergestellt, die Masken kommen leichter daher.
«Wir arbeiten sowieso an einer Neuheit: Wir möchten Business-Edelweisshemden vertreiben und haben schon 300 hergestellt. Aus dem überschüssigen Stoff stellen wir die Masken her», sagt Milo Goldener.
Selbst bei dem Textilfachmann ist die Edelweiss-Maske schon zum Einsatz gekommen. Er musste nach Österreich zu einem Spediteur fahren, um Ware zu holen. «Dort kennt man den Edelweiss-Stoff nicht wirklich, aber die Maske kam dennoch gut an», sagt er.
Trotz ihrer neuen Geschäftsidee hoffen die beiden, dass es irgendwann in näherer Zukunft wieder möglich sein wird, ohne Maske und andere Vorsichtsmassnahmen den Alltag zu meistern.
Keine Schutzwirkung nachgewiesen
Bislang ist die Wirksamkeit solcher Stoffmasken nicht bestätigt. Kritiker warnen davor, dass es womöglich gar negative Auswirkungen haben könnte, wenn die Maske nicht regelmässig gewaschen wird.
«Es kann sich niemand darauf verlassen, dass sie vor einer Übertragung mit dem neuen Coronavirus schützen – entsprechend ist eine Verwendung im Berufsalltag nicht sinnvoll. Masken aus handelsüblichem Stoff bieten keinen zuverlässigen Schutz vor Viren, auch wenn sie grössere Tröpfchen vielleicht aufhalten», sagt Lukas Jaggi, Mediensprecher des Schweizerischen Heilmittelinstituts Swissmedic auf Anfrage von FM1Today.
Deshalb sei es wichtig, dass die vom Bundesrat angeordneten Verhaltensregeln und empfohlenen Hygienemassnahmen eingehalten werden, ob man nun eine Stoffmaske trage oder nicht, so Jaggi.