Quelle: FM1Today
Das Dorf Gais, malerisch eingebettet, liegt auf ungefähr halbem Weg zwischen Appenzell und Bühler. Gais ist nicht nur Kurort, sondern auch Tourismusdestination und Wanderparadies. Seit neuestem ist Gais ebenfalls ein Ort, der manchen so richtig stinkt.
Aus «Gais» wird «Güllen»
In der Luft liegt ein milder Geruch von Kuhfäkalien – in der Region liebevoll «Bschötti» genannt. Auf dem Lande gehört dieser olfaktorische Intimus genau so dazu wie der visuelle Reiz des Bergpanoramas oder das akustische Sentiment der roten Appenzellerbahn, die sich zwischen den grünen Hügeln hindurchschlängelt und ihr Kommen mit einem zünftigen Pfiff ankündigt.
Eigentlich Alltag im Appenzellerland. Doch ganz offensichtlich nicht für alle. Am Wochenende haben sich Unbekannte das Ortsschild vorgenommen. Ein Schriftzug auf blauem Hintergrund wurde auf eine Weise über die Signalisation geklebt, sodass aus «Gais» im nu «Güllen» wurde. Ob das wirklich eine subtile Kritik am Düng-Gebaren der Landwirte ist und wer sich diese geistreiche Modifikation ausgedacht hat, konnte bis anhin noch nicht festgestellt werden. Die Meinungen im Dorf sind allerdings gemacht. Es muss sich um eine Person handeln, die mit dem «Gschmäckli» im Dorf ein veritables Problem zu haben scheint.
«Alles andere als lustig»
Ernst Koller ist seit fast 17 Jahren Gemeindepräsident in Gais. Dass jemand mutwillig Verkehrsschilder überklebt und damit beschädigt, hat er so noch nie erlebt. Diese Art von «Kritik» kann er überhaupt nicht nachvollziehen: «Das ist alles andere als lustig. Das ist Sachbeschädigung und gehört sich einfach nicht.» Koller geht von einem Lausbubenstreich aus und hofft, dass die Eigentümerin des Schildes – das Tiefbauamt des Kantons Appenzell Ausserrhoden – Strafanzeige erstattet und die Täter gefasst werden. «Diese Leute muss man unbedingt zur Rechenschaft ziehen.»
Einwohnerinnen und Einwohner von Gais scheinen auf der Seite ihres Gemeindepräsidenten zu votieren.
«Hier muss es stinken»
«Ich habe das Schild am Samstagmorgen bemerkt, als ich von Appenzell kommend nach Gais gefahren bin», sagt Esther Ammann, Mitarbeiterin in der Bäckerei und Café Böhli in Gais. «Ich fand das total daneben. Das ist Schänderei und unnötig.» Sie fragt sich, was für Menschen an so einer Aktion Spass haben können. Dass es in Gais mehr stinke, als in anderen Gemeinden, lässt sie so nicht stehen: «Wir sind hier auf dem Land, hier muss es stinken. Die Gülle ist für etwas da.»
Auch der Ex-Gaiser Nicolas, der mittlerweile in St.Gallen wohnt, findet die umstrittene Aktion nicht gerade gelungen: «Es ist ein bisschen schade für das Dorfbild.» Vor allem aber findet er nicht, dass es in der Berggemeinde stinkt: «Jedes Mal, wenn ich nach Gais komme, riecht es für mich nach schöner, frischer Naturluft.»
Wer war es?
Der Ball liege nun beim Tiefbauamt des Kantons, erklärt Anton Sonderegger, Mediensprecher der Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden: «Bei dieser Sachbeschädigung handelt es sich um ein Antragsdelikt.» Heisst, das Tiefbauamt muss einen Strafantrag stellen, sodass die Polizei die Ermittlungen aufnehmen kann. «Dann versuchen wir, den Verursacher zu eruieren und diese Person müsste dann dafür geradestehen», sagt Sonderegger. Die Chancen, den oder die Übeltäter zu schnappen, stünden gar nicht so schlecht: «Es ist möglich, dass gewisse Leute Kenntnis vom Vorfall haben und so den Verursacher identifizieren.» Bis dahin sind wohl einige Gaiser nach wie vor stinkwütend.