Quelle: TVO / CH Media Video Unit / Linus Bauer
Am Montag war über Appenzell eine grosse Rauchwolke zu sehen – die Produktionsstätte der Bäckerei Böhli brach in Feuer aus. Die Bäckereibelegschaft sowie die Bewohnenden einer Einliegerwohnung konnten sich selbstständig in Sicherheit begeben. Zwei Personen erlitten allerdings Rauchgasverletzungen und wurden ins Spital gebracht.
Doch bereits am Montagabend blickte der Chef des Traditionsbetriebs nach vorne: «Für mich war sofort klar, dass jetzt ein Notfallplan her muss», sagte Markus Sutter gegenüber FM1Today. Aus der ganzen Region hätten ihn Anrufe von Leuten erreicht, welche Hilfe anboten. Beim Sortiment half der Bäckereiverband Appenzell Innerrhoden aus. Über den Rückhalt und Zuspruch zeigte sich Sutter mehr als dankbar.
Die Brauerei Locher hat eine Liegenschaft zur Verfügung gestellt, um dort eine Notbackstube einzurichten.
Chef realisiert Ausmass
Am Dienstag trifft TVO den Böhli-Chef im Provisorium. «Momentan können wir noch nicht sagen, wie lange wir hier arbeiten. So weit studieren wir noch gar nicht», so Sutter.
Am Montagabend habe er noch gar nicht richtig realisiert, was passiert sei. «Ich musste einfach funktionieren. Jetzt geht es einen Schritt weiter», sagt Sutter mit Tränen in den Augen. Er begreife langsam das Ausmass des Geschehens.
Dass im Provisorium ab Mittwoch gebacken wird, sei nicht realistisch. Jetzt gehe es zuerst darum, Strom und Wasser zu organisieren. Auch eine Knetmaschine und Rohstoffe wie Mehl, Hefe und Salz müssen beschafft werden. Zudem wurden am Dienstag provisorische Öfen installiert. «Sobald das alles steht, können wir wieder loslegen», erklärt der Böhli-Chef. Die grösste Herausforderung sei derzeit, aus dem Chaos einen geregelten Ablauf herzustellen.
Man sei zuversichtlich, dass der Betrieb bald wieder normal geführt werden kann: «Unsere Mitarbeitenden stehen hinter uns, wir spüren die Solidarität aus der Bevölkerung. Zudem gibt es keinen anderen Weg, als nach vorne zu blicken.» Den Kopf jetzt in den Sand zu stecken, bringe nichts.
An Lösung beteiligen
Die Räumlichkeiten, in denen sich die Bäckerei derzeit einquartiert hat, nutzt die Brauerei Locher normalerweise für die Herstellungen ihrer Pizzen. Als Aurèle Meyer, Geschäftsleiter der Brauerei Locher vom Brand erfahren hat, konnte er sich gut in die Lage hineinversetzen. «Darum wollten wir uns an einer Lösung beteiligen», so Meyer. Die Bäckerei sei eine gute Kundin der Brauerei, weswegen man schon lange in einem Austausch sei.
Damit dieses Provisorium überhaupt tragbar ist, muss sich auch die Brauerei auf ein Minimum beschränken: «Was den Platz anbelangt, haben wir sämtliche Utensilien – die wir nicht sofort brauchen – umgelagert.» Wichtig sei, zusammen zu arbeiten, sodass man gut aneinander vorbeikomme.
«Eine Tragödie»
Mit Blick auf die verkohlte Produktionsstätte sagt der Böhli-Chef: «Ich bin sprachlos und erschlagen. Es ist eine Tragödie. Dass Feuer unberechenbar ist, haben wir nun erfahren.» Trotzdem sieht er auch einen Lichtblick: «Ich denke, in zwei bis drei Monaten sieht die Welt wieder ganz anders aus.»
Jeder Gegenstand im Gebäude hatte für den Betrieb einen emotionalen Wert, glücklicherweise konnte ein grosser Teil der Infrastruktur gerettet werden. Die Versicherung sei bereits vor Ort gewesen und habe sich ein Bild des Schadens gemacht. Die nächsten Schritte kennt aber auch Sutter nicht.
Brandstiftung wird ausgeschlossen
Roland Koster, Mediensprecher der Kantonspolizei Appenzell Innerrhoden, sagt am Dienstag, dass man zur definitiven Brandursache noch nichts sagen könne. Aber: «Heute Vormittag haben die Spezialisten der Brandermittlung herausgefunden, dass eine Brandstiftung ausgeschlossen werden kann.»
Der Sachschaden belaufe sich auf mehrere 100'000 Franken oder mehr. «Die Lager waren gefüllt und alles ging kaputt», so Koster. Für die Einsatzkräfte seien den Brandplatz zu sichern und herauszufinden, ob sich noch Personen im Gebäude befinden, die grössten Herausforderungen gewesen.
«Die Feuerwehr hatte es zudem durch die Windböen nicht einfach, sie haben aber einen tollen Job gemacht», sagt Koster. Im Dachstuhl brannte es beim Eintreffen der Einsatzkräfte bereits lichterloh und es herrschte eine akute Einsturzgefahr: «Die Feuerwehr hat versucht, das Wohnhaus nebenan zu retten, dies ist leider nicht geglückt. Das Bezirksgebäude nebenan konnte dafür gut gehalten werden.»
Derzeit laufen immer noch die Ermittlungen der Polizei im Auftrag der Staatsanwaltschaft sowie die Ermittlungen der Forensik.
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