Gute zwei Monate ist es her, seit in der Stadt Zürich eine unbewilligte Demo stattfand. Die Veranstaltung war nicht erlaubt, die Teilnehmerinnen hielten sich allerdings grösstenteils an die Abstands- und Maskenpflicht. Die Polizei ging hart gegen die Demonstrierenden vor und griff an: Mit Pfefferspray und Schlagstock. Der Grund? Sie hatten sich den Anweisungen der Beamten widersetzt. Das war das Kollektiv «Feministischer Streik Zürich».
Die Hauptsache ist feiern
Die Veranstaltung in Urnäsch von diesem Wochenende könnte – wenn man so will – als pures Gegenteil des Frauenstreiks im März angesehen werden. Rauchende Männer in Edelweisshemden treffen unweit des Säntis auf rauchende Frauen, die eine Thurgau-Fahne schwenken, Kinder schauen zu, wie sich die Erwachsenen im Zäuerlen üben und mit einem rechten Schluck Quöllfrisch immer wieder die Stimmbänder schmieren, bevor sie sich wieder aus knapp 15 Zentimetern direkt ins Gesicht lachen.
Quelle: CH Media Video Unit / TVO
Dass manch ein Zeitgenosse pandemiebedingte Massnahmen als unnötig, verletzend oder sogar freiheitsberaubend ansieht, kommt vor. Diese Massnahmen sollen und dürfen kritisiert werden, aber bitte auf einem konstruktiven Weg, denn wir alle wollen alsbald wieder normal leben.
Bedenkenloses Besammeln in der Diktatur
Dass man aufgrund der vergleichsweise laschen Schweizer Massnahmen aber zu hunderten durch die engen Gassen von Urnäsch streicht, sich absichtlich auf einem engen Plätzchen dicht an dicht versammelt und dort laut «Diktatur!» schreit, wenn sich in unmittelbarem Umfeld nicht einmal ein einziger Vertreter der Staatsautorität überhaupt erahnen liesse, verleiht dem Ganzen eine fast schon ulkige Beinote.
Wo zum Teufel war die Polizei?
Und wenn der Polizeisprecher dann sagt: «Wir wurden überrascht und haben aufgrund der Verhältnismässigkeit den Marsch durch Urnäsch begleitet», kann einem auch mal ein bisschen unwohl werden. Klar, Zustände wie in Zürich will niemand, aber wenn während des ganzen Treibens nicht eine Person kontrolliert, nicht einmal auf die Masken- und Abstandspflicht überhaupt hingewiesen wird, wenn das einzige, was einen an eine grosse Veranstaltung erinnert, drei einsame Polizisten anfangs des Dorfes und ein Feuerwehrmann oberhalb des Veranstaltungsortes sind, dann wird es nämlich langsam aber sicher ein bisschen fahrlässig.
Und vor allem: Während zig Millionen Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz noch immer tapfer die geltenden Massnahmen respektieren und sich eben nicht zu Tausenden treffen, dann wird diese Aktion der Ausserrhoder Kantonspolizei schon fast ein bisschen frech.
Oder um es in der Tonalität der Frau- und Herrschaften in Urnäsch zu sagen: Dann gehen wir direkt von der Diktatur in die Bananenrepublik!