Es ist ruhig auf der Schwägalp, die Wolken schweben über den Säntis und die Sonne drückt durch. Ein paar Leute machen sich auf den Weg in Richtung Säntis-Schwebebahn und heben ab in Richtung Gipfel. Vor fast einem Jahr sah es hier oben noch anders aus. Am 10. Januar donnerte eine Lawine auf das neue Hotel Säntis zu. Die Schneemassen drangen ins Restaurant ein. Eine zweite Lawine, die kurze Zeit später niederging, beschädigte die Tragwerkkonstruktion der ersten Schwebebahnstütze. Der Betrieb musste ganze vier Monate eingestellt werden.
Erster Schnee hat Erinnerungen wach gerufen
Für Bruno Vattioni, Geschäftsführer der Säntis-Schwebebahn AG, war es ein spezielles Gefühl, als diesen Winter das erste Mal Schnee fiel. «Es war mir bewusst, dass der Lawinenniedergang vom letzten Jahr wieder in Erinnerung gerufen wird», sagt er gegenüber FM1Today. Doch die Schwebebahn habe intensiv daran gearbeitet, dass es in Zukunft keine Personengefährdung mehr gebe.
«Wir haben im Sommer Massnahmen getroffen, dass es nicht mehr zu einem derartigen Ereignis kommen kann», so Vattioni. «Wir mussten eine umfangreiche Analyse machen.» Es gab einen Ereignisbericht, ein Massnahmenkonzept und schlussendlich einen Sicherheitsbericht, die mit externen Fachleuten ausgearbeitet wurden.
Bauliche Massnahmen werden geprüft
Um die Lawinengefahr künftig noch besser einschätzen zu können, wurde die Zahl der Beruteilungsfaktoren erweitert. Diese setzen sich aus Wetterdaten, eigenen Beobachtungen und Messungen zusammen. «Wenn wieder so etwas passiert wie letzten Januar, würden wir alles evakuieren und absperren, sodass keine Personen mehr in diesem Bereich sind», so Vattioni. Bauliche Massnahmen, wie etwa Lawinenverbauungen, werden noch geprüft. Dies könne mehrere Jahre dauern.
Der Schaden, den die Lawinen verursacht haben, geht in die Millionen. Der Ertragsausfall kann aber noch nicht genau beziffert werden. «Da sind wir noch in den Verhandlungen mit der Versicherung, die werden sich bis Ende 2020 hinziehen», sagt Vattioni. «2019 war sicher kein erfolgreiches Jahr, aber auch nicht so, dass die Aktionäre sich davor fürchten müssten.»
«Das Unternehmen läuft wieder»
Stand heute ist auf der Schwägalp alles instand gestellt. «Das Unternehmen läuft wieder», sagt Vattioni. Gearbeitet werde noch an der Bahn. Der Mast wurde im Mai 2019 für 450'000 Franken mit einem neuen Fachwerk aus mehreren Tonnen Stahl verstärkt. Später soll der Mast ersetzt werden.
Auf die Frage, ob die Säntisbahn Lehren aus dem Lawinenniedergang gezogen habe, antwortet Vattioni: «Es hat bestätigt, dass wir alles ziemlich gut im Griff haben. Die Notfallplanung hat damals gut funktioniert. Aber trotzdem kann man immer etwas dazu lernen.»
(sda/sk)