Quelle: TVO
Wir treffen Andrew Schultz und seine Freundin Amy Doefer am Bahnhof. Dass US-Amerikaner Andrew ein richtiger Brauchtums-Fan ist, sieht man schnell. Er trägt ein graues Edelweiss-Hemd und eine Mütze mit dem Logo des Eidgenössischen Jodlerfests, die mit einem Edelweiss-Pin verziert ist. Der 39-Jährige ist mit seinem Jodlerchörli aus New Glarus im Bundesstaat Wisconsin ans Eidgenössische gereist.
Sein erster Eindruck von Appenzell? «Es ist wunderschön hier. Wir wollten unbedingt hier hin, es ist das Highlight unserer Reise», sagt der Musiklehrer.
Die Blicke von Amy und Andrew wandern immer wieder an den farbigen Häuserfassaden hoch. Sie sind sichtlich fasziniert. Vor dem Rathaus bleiben sie stehen und begutachten die Wandmalerei von der Schlacht am Stoss. Natürlich erkennen die beiden aus «New Glarus» das Glarner Wappen im Bild.
«Es sieht aus wie in Wisconsin»
Gemeinsam fahren wir mit dem Auto in Richtung Schwägalp. Wir fragen die beiden während der Fahrt, ob die Landschaft so sei wie erwartet. Die beiden nicken und Andrew erzählt: «Lustigerweise sieht es hier ähnlich aus wie bei uns in Wisconsin, dort ist es auch hügelig, einfach ohne die grossen Berge im Hintergrund.»
Angekommen auf der Schwägalp, machen wir uns direkt auf den Weg Richtung Seilbahn. Als wir in die Gondel einsteigen, gesteht uns Amy, dass sie eigentlich wahnsinnige Höhenangst habe. Den Säntis wolle sie sich aber nicht entgehen lassen.
Während der Fahrt blicken sie fasziniert auf die Felswand mit den Wasserfällen. «Wir haben auf dem Weg nach Appenzell darüber gesprochen, wie wir es nicht nachvollziehen können, dass sich manche Leute an diesem Anblick sattgesehen haben. Für uns ist eine solche Aussicht etwas Einmaliges. Das sehen wir sonst nie.»
Zum ersten Mal eine Olma-Bratwurst
Auf dem Säntis macht sich bei Amy die Höhe bemerkbar. Für sie und Andrew ist es das erste Mal, dass sie so hoch über dem Meeresspiegel sind. Amy gibt uns zu verstehen, dass wir ohne sie zum Gipfel laufen sollen. Gemeinsam mit Andrew machen wir uns auf zur Wetterhütte auf dem Gipfel. «So etwas habe ich noch nie gesehen», schwärmt er.
Wir entscheiden uns, bei der Talstation eine Mittagspause einzulegen. Die beiden fragen uns nach Menü-Vorschlägen. Unser Redaktor empfiehlt Andrew dann die Olma-Bratwurst. Es sei ein typisches Ostschweizer Gericht, das natürlich ohne Senf gegessen werde, was aber nicht in der ganzen Schweiz so sei. Andrew nickt und sagt mit einem Schmunzeln: «Dass man die Wurst ohne etwas isst, weiss ich bereits.»
Ein Jutz zum Schluss
Nach dem Zmittag machen wir noch einen Abstecher auf die Schwägalp. Wir erklären den beiden, dass in ein paar Wochen hier etwa 15'000 Schwingfans sein werden. Ungläubig schauen die beiden auf die Wiese. Als Zuschauende würden sie aber schon kommen – und mit dem Chor auftreten würden sie natürlich auch.
Danach flanieren wir mit ihnen ein wenig über die Schwägalp. Kurz bevor wir losmüssen, blickt Andrew nochmals die steile Säntiswand empor, sein Fuss auf einen Stein gestellt. Und dann kommt das, was wir schon lange erwartet hatten: Andrew jutzt in die Schweizer Bergwelt hinaus – als wäre es das Normalste der Welt.
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