Ostschweiz
Appenzellerland

In diesem Appenzeller Café warten jedes Jahr dutzende Landsgemeindedegen auf ihren Besitzer

Landsgemeinde

In diesem Appenzeller Café warten dutzende Degen auf ihre Besitzer

· Online seit 24.04.2023, 06:00 Uhr
Am 30. April ist Landsgemeinde in Appenzell. Höchste Zeit für viele Innerrhoder Männer, den Degen herauszuholen, um ihn vor diesem wichtigen Tag nochmals zu polieren. Wenn man dann nur wüsste, wo man ihn letztes Jahr deponiert hat.
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«Bis zu 30 Degen werden jedes Jahr bei mir im Café deponiert. Einige holen ihn jeweils direkt am nächsten Tag wieder ab, andere lassen ihn bis am Samstag vor der nächsten Landsgemeinde bei mir», sagt Christof Koller, Inhaber und Geschäftsführer der Chocolaterie Appenzell. Doch einige Degen liegen schon verdächtig lange bei ihm.

«Habe meinen Degen auch einmal verloren»

Bei denen scheint der Besitzer wohl vergessen zu haben, wo er deponiert wurde. «Auch ich selbst habe meinen Degen einmal verlegt. Ich wusste nach der Landsgemeinde nicht mehr, wo er ist. Drei Jahre später habe ich ihn per Zufall wieder in einer Beiz gefunden», sagt Koller und lacht.

Gut möglich, dass auch den Besitzern der verlorenen Degen in der Chocolaterie Appenzell plötzlich ein Gedankenblitz kommt. «Einige Degen sind nicht angeschrieben, deshalb lässt sich kaum herausfinden, wem er gehört.» Jedoch passiere es ab und zu, dass die Männer bei einer Beizentour durchs Dorf den eigenen Degen wieder entdecken und ihn direkt mitnehmen können.

Deshalb haben die Männer überhaupt einen Degen dabei

Das «Seitengewehr», traditionellerweise ein Degen, wahlweise aber auch ein Bajonett oder ein Säbel, galt und gilt neben der Stimmkarte noch immer als Stimmrechtsausweis, um in Appenzell in den Landsgemeindering zu kommen. Von den 18-jährigen Jungspunden bis zu den 80-jährigen Grossvätern – an der Landsgemeinde gibt es kaum einen, der keinen Degen dabei hat. Frauen haben keinen Degen dabei, für sie gilt die Stimmkarte als Stimmrechtsausweis.

Ein Landsgemeindedegen kostet schnell einige hundert Franken und ist heute häufig auch von grossem emotionalem Wert. «Ich persönlich habe meinen Degen damals zum 18. Geburtstag von meiner Gotte und meinem Götti erhalten. Oftmals handelt es sich auch um ein Erbstück, das über viele Generationen weitergegeben wird», sagt Koller.

Degen werden auch in anderen Beizen deponiert

Bei Christof Koller werden jedes Jahr besonders viele Degen abgegeben, doch auch in anderen Restaurants im Dorf Appenzell kennt man es. «Einige Jahre lang haben unsere Stammgäste die Degen nach der Landsgemeinde bei uns deponiert, die meisten wurden wieder abgeholt. Vor rund zwei Jahren haben wir alle Besitzer der liegengebliebenen Degen ausfindig gemacht», schreibt das Mountain Appenzell.

Auch in der Wirtschaft drei Könige werden immer einige Degen zwischengelagert – jedoch meistens bereits am selben am Abend wieder mitgenommen, heisst es auf Anfrage. «Immer mal wieder werden Degen bei uns deponiert und teilweise auch vergessen. Ich gebe sie jeweils im Fundbüro ab», sagt auch Patrick Schai vom Pub Appenzell.

Dass im Fundbüro in Appenzell Degen abgegeben werden, passiere jedoch selten. Und wenn, werden sie sehr schnell wieder abgeholt, so die Kantonspolizei Appenzell Innerrhoden.

Degen wird gut beschützt

Die meisten Innerrhoder Männer beschützen ihren Degen und lassen ihn ungern aus den Augen. Das Statussymbol schlechthin an der Landsgemeinde möchte niemand verlieren. Und wer ihn doch einmal vor lauter Feierlaune liegen gelassen hat, wird bestimmt einige Tage später in einem der Restaurants fündig.

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veröffentlicht: 24. April 2023 06:00
aktualisiert: 24. April 2023 06:00
Quelle: FM1Today

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