Drei urchige Appenzeller Bauern auf einem roten Bänkli mitten im Alpstein: Das Bild des Appenzeller Käses ist geprägt von Tradition, Bergseen und Appenzell Innerrhoden. Doch am Käse selbst ist nichts mehr aus dem Kanton dran, aus dem er ursprünglich stammt. Nach über vier Jahrzehnten schliesst nämlich der letzte Käsekeller, der noch auf Innerrhoder Boden stand – jener an der Rütistrasse nahe der Umfahrungsstrasse eingangs Appenzell.
«Schade aus Marketingsicht – aber Käse schon immer aus ganzem Appenzellerland»
«Aus Marketingsicht wäre es natürlich schön gewesen, würde in Appenzell Innerrhoden weiterhin ein Käsekeller oder eine Käserei stehen», sagt Rudolf Hegg, Leiter Marketing und Marktentwicklung bei der Sortenorganisation von Appenzeller Käse. Doch es sei nie damit geworben worden, dass der Appenzeller Käse nur aus Appenzell Innerrhoden kommt.
«Schon seit jeher stammt der Appenzeller Käse aus dem ganzen Gebiet rund um den Alpstein. Im Jahr 1292 gab es die erste Erwähnung von ‹Käse aus Appenzell›. Damals haben die Bauern im Appenzellerland ihren Zehnten in Form von Käse abgegeben», sagt Hegg. Auch in der Werbung achte man immer darauf, das ganze Herkunftsgebiet abzubilden, mit Innerrhoder, Ausserrhoder und Toggenburger Sennen. Appenzell Innerrhoden sei aber mit den lebendigen Traditionen sehr einfach abzubilden.
Strenge Regelung des Herkunftsgebietes
«Wo der Käse hergestellt wird und reifen darf, ist in unserem Basisreglement festgelegt. Zum Gebiet gehören die beiden Appenzell und Teile von St.Gallen und Thurgau. Dieses Herkunftsgebiet ist historisch entstanden und sehr genau definiert», so Hegg. Bis heute muss bei den Betrieben darauf geachtet werden, dass die Milchbauern in der Nähe sind: Die Milch muss nämlich möglichst frisch verarbeitet werden und darf maximal 15 Kilometer transportiert werden.
Starke Konzentration der Betriebe
Der Käsekeller schliesst aus mehreren Gründen. Betriebswirtschaftlich hätte es sich nicht gelohnt, den alten Käsekeller umzubauen. «Ausserdem steht die Halle in einem Wohnquartier. Bei der Reifung entsehen Gerüche, die so nahe an anderen Häusern nicht wirklich angenehm sind», so Hegg. Die Konzentration von Betrieben zeige sich aber schon seit längerem.
Vor gut 30 Jahren waren es noch über 100 Käsereien, in denen der Appenzeller Käse hergestellt wurde. Heute sind es noch gut 40. «Käsereien müssen alle 30 bis 40 Jahre renoviert werden. Für viele Betriebe lohnt sich das nicht, und sie schliessen oder fusionieren.» In Appenzell Innerrhoden gab es immer wieder Versuche, eine Appenzeller-Käserei anzusiedeln, jedoch ohne Erfolg. Einzig das Marketing für den Appenzeller Käse kommt noch aus Appenzell.