Ostschweiz
Appenzellerland

Nach Superspreader-Hochzeit in Schwellbrunn spricht der Gemeindepräsident

Ausserrhoden

Nach Superspreader-Hochzeit: «Hoffe nicht, dass Schwellbrunn abgeriegelt werden muss»

26.10.2020, 17:37 Uhr
· Online seit 26.10.2020, 17:05 Uhr
Die 1500-Seelen-Gemeinde Schwellbrunn verzeichnet in kürzester Zeit einen enormen Anstieg an Corona-Infektionen. Schuld ist eine Hochzeit vor zwei Wochen, an der mehrere Personen mit Symptomen teilnahmen. Nun spricht Gemeindepräsident Ueli Frischknecht über den Vorfall.

Quelle: FM1Today

Anzeige

Wie haben sie von dem Superspreader-Event erfahren?

Gemeindepräsident Ueli Frischknecht: Letzten Mittwoch gab es Hinweise aus der Bevölkerung, die von jenem Vorfall berichtet haben. Der Gemeinderat hat sofort reagiert und mit dem kantonsärztlichen Dienst Kontakt aufgenommen. Wir haben zu unserem Entsetzen feststellen müssen, dass die Fallzahlen in Schwellbrunn unheimlich hoch sind.

Wie ist es für Sie, dass Schwellbrunn nun für solche Schlagzeilen sorgt?

Grundsätzlich kann ein solcher Fall überall vorkommen. Doch die Gesamtsituation macht mich traurig. Ich bin entsetzt und ein Stück weit auch wütend. Niemand ist vor Corona gefeit, jedermann kann es treffen. Solidarität und Eigenverantwortung sind aber die Grundvoraussetzungen, um sich und andere zu schützen. Die meisten Leute in Schwellbrunn haben sich an die Vorgaben gehalten, aber es gab ein paar wenige, welche die Regeln nicht befolgt haben. Nun müssen wir alle die Konsequenzen tragen.

Was sind die Konsequenzen?

Wir mussten die Turnhalle und den Jugendraum schliessen, es gibt ein eingeschränktes Besuchsrecht im Betreuungszentrum Risi und gleichzeitig hat Schwellbrunn nun eine schlechte Etikette. Zudem gibt es eine grosse Verunsicherung in der Bevölkerung, weil Fehler passiert sind.

Hatten Sie Kontakt mit dem Ehepaar?

Ich hatte mit dem Bräutigam telefonischen Kontakt. Es ging darum, was sich an der Hochzeit abgespielt hat. Was er mir gesagt hat, dazu will ich keine Stellung nehmen.

Es gibt Gerüchte, man müsse Schwellbrunn abriegeln. Ist das der Fall?

Ich hoffe schwer nicht. Das wäre fatal für die Leute und das Gewerbe, die sich an die Vorgaben gehalten haben. Darum hat der Gemeinderat schnell reagiert. Ich hoffe schwer, dass die Zahlen nicht noch weiter ansteigen und dass sich Leute, die Symptome haben, testen lassen und zu Hause bleiben.

Wie sehen die Zahlen in Schwellbrunn aus?

Ich habe die Zahlen am letzten Freitag von der Kantonsärztin erhalten. Die Zahlen vom Wochenende habe ich noch nicht. Am Freitag sind 20 Personen in Schwellbrunn positiv getestet worden. Das Problem, das wir in Schwellbrunn haben, sind aber nicht die Personen, die sich testen lassen, sondern die, die sich nicht testen liessen. Es ist eine Gefahr für die gesamte Bevölkerung, wenn solche Leute trotz Symptomen keinen Hausarzt aufsuchen oder nicht in die Selbstisolation gehen.

Als Gemeinde können Sie wohl nicht viel mehr machen als appellieren, oder?

Von Seiten der Gemeinde haben wir alles gemacht, was wir können. Auch einen Aufruf an die Bevölkerung, um zu sensibilisieren und auf die Gefahr hinzuweisen, dass Corona mehr ist, als einfach nur eine Grippe

Wie ist die Stimmung in der Gemeinde?

Die Leute sind verunsichert und zum Teil auch wütend und entäuscht.

Wird sich die Situation mit den neuen Massnahmen in den nächsten Wochen beruhigen?

Es ist meine grosse Hoffnung, dass die Situation auf diesem schlechten Stand eingefroren werden kann und die Fallzahlen zurückgehen – und dass wir auch wieder bessere Zeiten erleben werden.

(Interview Nicole Milz, TVO)

veröffentlicht: 26. Oktober 2020 17:05
aktualisiert: 26. Oktober 2020 17:37
Quelle: FM1Today

Anzeige
Anzeige