Quelle: tvo
«Die Lage verschärft sich massiv. Wir haben fünfmal so viele Infektionen pro 100'000 Einwohner wie Deutschland», sagte die Kantonsärztin Franziska Kluschke am Montag an einer Medienkonferenz der Ausserrhoder Regierung. Einen besonders hohen Anstieg verzeichnen die Behörden in der Gemeinde Schwellbrunn. Über 1000 Fälle pro 100'000 Einwohner seien dort registriert worden.
Paar wusste über infizierte Gäste Bescheid
Das ist laut Gesundheitsdirektor Yves Noël Balmer auch auf eine Hochzeit mit über 200 Gästen zurückzuführen. Diverse Personen sollen mit Corona-Symptomen an der Veranstaltung teilgenommen haben. Dies Abstand- und Hygienemassnahmen wurden nicht eingehalten.*
«Das grosse Fehlverhalten war, dass es angeblich Absprachen gegeben hat unter den Hochzeitsgästen, dass man sich auch bei Symptomen nach der Feier nicht testen oder beim Kanton melden soll», so Balmer. Das sei ein absolut schockierendes Fehlverhalten. «Obwohl das Brautpaar von den Corona-Symptomen wusste, hat es uns nicht kontaktiert», erklärte Balmer. Erst zwei Wochen nach der Hochzeit hätten die Behörden per Zufall davon erfahren.
Gewisse Gäste hätten später auch noch an einem Oktoberfest teilgenommen und an anderen Aktivitäten. «Ich bin verärgert und entsetzt über dieses Verhalten», sagt Balmer weiter. Finde eine solche Verantwortungslosigkeit Nachahmer, breche das Gesundheitssystem zusammen.
Wie viele Personen sich schlussendlich durch die Hochzeit infiziert haben, sei ungewiss. «Wir wissen nicht, wie viele Personen sich danach noch bewegt haben», so Balmer. Bekannt sei, dass keine der Gemeinden eine so hohe Fallzahl aufweise wie Schwellbrunn. Der Kanton prüfe einzelne Anzeigen.
Gemäss einer gut informierten Quelle ist ein älterer Hochzeitsgast in der Zwischenzeit am Coronavirus gestorben. Auf Anfrage von FM1Today kann der Kanton den Fall nicht bestätigen.
«Keine Zeit, abzuwarten»
Als Folge hat der Kanton die Schrauben angezogen. Maskenpflicht vor Läden, auf Märkten und am Arbeitsplatz: In Appenzell Ausserrhoden gelten seit heute Montag die schärfsten Massnahmen in der Ostschweiz. Weil die bisherigen Massnahmen nicht mehr ausreichten, den Anstieg an Covid-19-Infektionen «effektiv zu bremsen», beschloss die Kantonsregierung in Herisau am Sonntag verschärfte Regeln.
«Eigentlich wollten wir bis zum Bundesratsbeschluss am Mittwoch abwarten, doch die Entwicklung von Donnerstag auf Freitag hat es nicht zugelassen», sagt Balmer. Man habe Massnahmen beschlossen, die auch vom Bundesrat zu erwarten seien. «Wir hatten keine Zeit, später zu handeln.»
(* In einer ersten Version dieses Artikels hiess es fälschlicherweise, die Personen seien wissentlich positiv gewesen)
(gbo/chs/rwa)