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Schnupfer der Nation: Appenzeller Jugendliche erstaunen bei Tabak-Befragung

Priis

Schnupfer der Nation: Appenzeller Jugendliche erstaunen bei Tabak-Befragung

· Online seit 02.11.2024, 07:38 Uhr
Mit Vapes, Tabakerhitzern und Snus gibt es heute moderne Arten des Tabakkonsums. Bei der Nutzung dieser Produkte bewegen sich Innerrhoder Jugendliche etwa im landesweiten Schnitt. Auf eine klassischere Art trifft das nicht zu.
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Die Appenzeller und ihr Tabakkonsum. Normalerweise sind es die kleinen Kinder, die am Funkensonntag und an den Viehschauen für Aufsehen sorgen: Sie rauchen unbehelligt «Krumme», gedeckt von der Tradition.

Trotz dieses Phänomens viel beliebter als das Rauchen ist unter Jugendlichen in Appenzell jedoch der Konsum von Schnupftabak, wie eine erstmalig durchgeführte Befragung an der Oberstufe zeigt. Insgesamt nahmen rund 300 Schülerinnen und Schüler der Oberstufe Appenzell, Oberegg und vom Gymnasium St. Antonius Teil.

Ein Viertel über dem Schnitt

Laut der Auswertung konsumieren die 14- bis 15-Jährigen die meisten Tabakprodukte etwa im landesweiten Schnitt. Knapp ein Fünftel der Befragten nutzte in den vier Wochen vor der Befragung mindestens einmal Vapes. Jede und jeder Zehnte rauchte herkömmliche Zigaretten oder konsumierte Snus.

Beim Schnupftabak ist das Bild ganz anders: Jede dritte befragte Person gab an, in diesem Zeitraum Schnupftabak konsumiert zu haben. 16 Prozent von ihnen geben an, wöchentlich oder sogar täglich zu schnupfen.

Zum Vergleich: Der landesweite Schnitt liegt bei gerade einmal neun Prozent, Schnupftabak ist damit nicht gerade beliebt. Warum sind es in Innerrhoden 33 Prozent?

«Hat rituellen Charakter»

Tradition scheint auch einer der Treiber beim Schnupf-Konsum zu sein. «Man braucht es eher bei geselligen Anlässen. Man sagt ein Sprüchlein und schnupft gemeinsam, das hat einen gewissen rituellen Charakter», sagt Andrea Niederhauser, Projektleiterin beim Appenzell Innerrhoder Gesundheitsamt.

Bei jüngeren Personen sei das Schnupfen etwa an Feiern oder Hüttenfesten beliebt. Aus diesem Grund sei der Ausschlag an sich beim Schnupftabak nicht ganz aus dem Nichts gekommen.

Der hohe Wert erstaunt Andrea Niederhauser dennoch: «Es sind viele. Dass ein Drittel der 14- bis 15-Jährigen in Kontakt mit Schnupftabak kommt, ist überraschend – gerade im Vergleich mit den nationalen Werten.»

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Keine Befürwortung, keine Panikmache

Führt ein erster Kontakt mit dem Rauchen als Kinder oder das Schnupfen in der Jugend zu Tabakkonsum im späteren Leben? «Ich würde mich davor hüten, hier eine Kausalität herzustellen», sagt Andrea Niederhauser. Wissenschaftliche Untersuchungen dazu seien ihr nicht bekannt. 

Traditionen dieser Art könnten jedoch eine gewisse Normalisierung des Konsums begünstigen. «Das Gesundheitsamt befürwortet keinesfalls den Konsum von Tabak in jeglicher Form. Auch Schnupf beinhaltet Nikotin und kann abhängig machen», so Niederhauser.

Allerdings liege der gesellschaftliche Konsum von Schnupftabak in der Natur der Sache. Alleine für sich würden wohl die wenigsten in dieser Altersgruppe zur Schnupfdose greifen. «Und beim Rauchen beobachten wir im Vergleich mit der Schweiz keine erhöhten Zahlen.»

Sensibilisierung statt Verbote

Die Befragung zeige, dass Jugendliche im Kanton Appenzell Innerrhoden in der Regel viele Tabak- und Nikotinprodukte ausprobieren. Regelmässig konsumieren unter den 14- bis 15-Jährigen jedoch nur wenige. In der Altersgruppe der 16- bis 20-Jährigen steigen die Zahlen deutlich an, allerdings flächendeckend.

Der Kanton Appenzell Innerrhoden möchte weiter auf frühe Präventionsarbeit setzen. Das bedeutet laut Niederhauser aber nicht etwa ein Rauchverbot für Kinder an den Traditionsanlässen. «Wir möchten sensibilisieren und auf die Gefahren und Risiken hinweisen, nicht mit Verboten arbeiten. Die Befragung hat auch gezeigt, dass sich viele Jugendliche mehr Informationen über die heutigen Produkte wünschen.»

In den letzten Jahren seien viele neue Produkte auf den Markt gekommen, die Übersicht zu halten sei nicht einfach. Um Erziehungsberechtige und Jugendliche aufzuklären, Veranstaltet der Kanton am 11. November zusammen mit der Lungenliga eine Infoveranstaltung.

veröffentlicht: 2. November 2024 07:38
aktualisiert: 2. November 2024 07:38
Quelle: FM1Today

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