Fährt man von Urnäsch in Richtung Schwägalp, sticht er auf der linken Strassenseite sofort ins Auge. Seit ungefähr zwei Jahren steht der falsche Blitzer an der Schwägalpstrasse in Urnäsch. Dahinter steckt kein Bubenstreich, sondern ein origineller Anwohner.
«Langenegger, das kannst du nicht machen»
Der Schweizer Schauspieler Philipp Langenegger ist es, der die multifunktionale Blitzer-Attrappe vor seinem Haus aufgestellt hat. Er soll nämlich nicht nur vorbeifahrende Autos und Motorräder zu einer reduzierten Geschwindigkeit animieren. Gleichzeitig ist der Blitzer ein Briefkasten und ein Vogelhäuschen.
«Ich brauche einen neuen Briefkasten, hast du Lust, daraus einen Blitzer zu machen?», fragte der 46-Jährige damals den Künstler Thomas Urban aus dem Dorf. Vor fast drei Jahren sei er dann montiert worden. Schnell hiess es im Dorf: «Langenegger, das kannst du nicht machen. Das ist bestimmt nicht erlaubt, der wird nicht lange bleiben.» Tatsächlich habe er darauf am 30. Dezember vor drei Jahren Besuch von der Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden erhalten.
Das schönste Vogelhaus im Kanton
Bei dem Besuch ging es jedoch keineswegs um eine Verwarnung oder eine Busse. «Wir kommen wegen dem Blitzer», habe die Polizei damals zu Langenegger gesagt. «Dann haben sie mir eine Urkunde gegeben zu dem schönsten Vogelhaus im Kanton Appenzell Ausserrhoden.» Für den Familienvater sei das sensationell gewesen. «Ich war überrascht. Das zeigt mir, dass wir hier coole und offene Polizistinnen und Polizisten haben», sagt er.
«Unsere Patrouille hat das damals sehr witzig gefunden und diese Urkunde selber erstellt», sagt der Mediensprecher der Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden, Marcel Wehrlin. Aus verkehrspolizeilicher Sicht gebe es gegen die Attrappe an der Schwägalpstrasse keine Einwände. Problematisch werde es erst, wenn strassenbauliche Vorgaben nicht eingehalten werden oder es tatsächlich blitzen würde. Der Hauseigentümer habe auch nicht erwartet, dass sein neuer Briefkasten auf Probleme bei der Polizei stossen würde. Der Blitzer sei ja schliesslich privat.
«Jetzt musst du nicht mehr arbeiten»
Bei den vorbeifahrenden Fahrern zeige der Blitzer auf jeden Fall Wirkung. «Jeder Dritte bremst ab und registriert ihn», stellt Langenegger fest. Auch im Dorf selber sorge das Konstrukt für Aufmerksamkeit. «Sprüche wie ‹Langenegger jetzt musst du nicht mehr arbeiten› höre ich schon. Die meisten schmunzeln und sind positiv eingestellt. Eine schlechte Rückmeldung habe ich bisher noch nie erhalten», sagt er weiter. Regelmässig wird die Geschwindigkeit auf der betroffenen 50-er Strecke offiziell durch die Polizei kontrolliert.
Es gibt ähnliche Bastel-Blitzer in der Schweiz
Marcel Wehrlin sind keine weiteren Fake-Blitzer im Kanton und der Region bekannt. Ein Einzelfall ist das deswegen in der Schweiz nicht. Im April haben Anwohner einer lauten Strasse in Bennau im Kanton Schwyz ebenfalls falsche Radar-Anlagen aufgestellt. Grund für den Fake-Radar in Schwyz sei das Verkehrsaufkommen und der Lärm, wie es «Blick» damals geschrieben hat. Auch in Winterthur seien in den vergangenen Jahren ähnliche Fälle bekannt geworden.