Die Tage des Jahres 2020 sind bald gezählt. Und dann ziehen sie üblicherweise los – die «Schöne», «Wüeschte» und «Schön-Wüeschte». Gemeint sind natürlich die Silvesterchläuse im Appenzellerland. Jedes Jahr fasziniert das uralte Brauchtum tausende Menschen.
Zäuerli für zu Hause
Aufgrund von Corona werden in diesem Jahr die tausenden Zaungäste und Fans fernbleiben müssen, wie es diese Woche in einer Mitteilung hiess. Doch ganz verzichten muss niemand auf die gelebte Tradition.
So war das diesjährige Silvesterchlausen in Urnäsch:
Quelle: TVO
Ein Chlausenschuppel, so wird eine Gruppe von Silvesterchläusen genannt, hat ein Zäuerli aufgenommen. Dieses erhält man kostenlos nach Hause, wenn man sich auf der Webseite von Appenzellerland Tourismus registriert. «Die Reaktionen der Menschen sind unglaublich. Einige haben uns gemeldet, dass sie Tränen in den Augen hatten, als sie das Zäuerli zu Hause hörten», sagt Andreas Frey, Geschäftsführer von Appenzellerland Tourismus AR.
Hunderte Bastelbögen auf der Post
Die Verantwortlichen haben offenbar auch mit einer weiteren Idee den Nerv der Zeit getroffen. «Seit wenigen Tagen kann man bei uns einen Silvesterchlaus-Bastelbogen bestellen und wir haben bereits über 200 Bestellungen erhalten», sagt Frey.
Die Brauchtumsliebhaberinnen und -liebhaber können mit dem Bastelbogen das eigene Schuppel zu Hause nachbasteln. Und so ein wenig Appenzeller Brauchtum zu sich nach Hause holen.
Verbote wurden früher ignoriert
«Dass in diesem Jahr keine Fans erlaubt sind, ist natürlich schade», sagt Andreas Frey. Er ist aber überzeugt, dass Corona dem Brauchtum nichts anhaben kann. Denn schon früher wurde das Silvesterchlausen, aufgrund von Krieg oder Seuchen, verboten. «Damals haben sich die Leute einfach nicht an die Verbote gehalten, deshalb hat der Brauchtum vermutlich überlebt.»
Wie das Silvesterchlausen in diesem Jahr, am 31. Dezember und 13. Januar, aussehen wird, ist noch fraglich. Klar ist aber jetzt schon: Wenn überhaupt, dann findet das Chlausen ganz ohne Publikum statt.
(red.)