Gutes Wetter ist für den Tourismus im Alpstein essenziell – in diesem Sommer präsentierte sich die meteorologische Lage mehrheitlich als Spielverderber. Ein Wochenende mit durchgehend schönem Wetter war 2021 bis anhin selten.
Wanderer sind lieber zu Fuss unterwegs
Doch das vergangene Wochenende konnte sich endlich wieder einmal sehen lassen: Die Leute pilgerten zahlreich in den Alpstein, um Sonnenschein und die milden Verhältnisse zu geniessen. Doch nicht allen kommt der Menschenaufmarsch im gleichen Ausmass zugute: Weil die Wanderfreudigen vorwiegend auf eigenen Füssen Höhenmeter absolvieren wollen, bleiben die Bergbahnen aussen vor – selbst an einem wettertechnischen Top-Wochenende wie dem vergangenen verzeichnen sie unterdurchschnittliche Zahlen.
«In der Wandersaison haben wir in den Jahren vor Corona 2000 bis 2500 Leute befördert. Am vergangenen Wochenende waren es etwa 1800 Personen», sagt Martin Ebneter, Geschäftsführer der Hoher Kasten Drehrestaurant und Seilbahn AG, gegenüber FM1Today. «Es gibt zwar immer mehr Leute, die den Alpstein besuchen, das sehen wir an den Autos und am öffentlichen Verkehr. Doch diese Leute fahren nicht mit der Seilbahn.»
Junge entdecken das Wandern – und sind fitter
Viele der Gäste, welche die Berge neu für sich entdeckt haben, seien bevorzugt auf den eigenen Füssen unterwegs und würden nicht die Seilbahn nutzen, um einen Gipfel zu erklimmen. «Es gibt sehr viele junge Leute, die das Wandern für sich entdeckt haben und körperlich fit sind», so Ebneter. Deswegen würde der Besucheraufschwung den Bergbahnen nur bedingt nützen – auch wenn man natürlich froh sei, wenn junge Menschen vermehrt in die Berge kommen würden, betont Ebneter.
Ähnlich klingt es bei der Ebenalp-Bahn, welche die Touristen auf die gleichnamige Alp und in die Nähe des Äschers bringt. Auch dort ist man vom Phänomen von mehr Besuchenden im Alpstein bei gleichzeitig rückläufiger Nutzung der Bergbahn betroffen. Jan Fässler, Medienverantwortlicher der Luftseilbahn Ebenalp, sieht ebenfalls in der Fitness der Leute einen Hauptgrund für die sinkenden Zahlen. Er sagt gegenüber FM1Today: «Die Gäste hatten während des Lockdowns mehr Zeit zu trainieren und sind eventuell dadurch sportlicher unterwegs und gehen gerne mal einen Weg zu Fuss.»
Corona spielt nach wie vor eine Rolle
Das Verhalten und die Fitness der Leute sind aber nicht die einzigen Gründe, welche für die tendenziell rückläufigen Zahlen verantwortlich sind. Auch die immer wieder mal auftauchende Ungewissheit aufgrund des Coronavirus spielt nach wie vor eine Rolle. Auch wenn das Wetter in den kommenden Tagen voraussichtlich gut ist, will sich Martin Ebneter nicht an eine zuversichtliche Prognose für die ganze Woche heranwagen. Denn: «Am Mittwoch ist der nächste Entscheid des Bundesrats. Wir spüren bei den Leuten stets eine grosse Unsicherheit vor diesen Bekanntgaben. Bis Mittwoch wird es wohl gut laufen – anschliessend ist völlig unklar, was kommt.»
Immerhin der Blick in die langfristige Zukunft stimmt Ebneter zuversichtlich. «Die jungen Leute, welche jetzt zu uns kommen, sind fit und können gut zu Fuss gehen – ich hoffe, dass sie in zehn oder zwanzig Jahren, wenn sie nicht mehr so mögen, auch noch gerne in Alpstein kommen – und dann aber mit der Seilbahn fahren», so Ebneter augenzwinkernd.