Quelle: FM1Today / TVO
Wo Dano Waldburger und Andreas Tobler hobeln, fallen Späne. Holzspäne, Aluminiumspäne, Wachsspäne. Auf der Wachsbank sammeln sich die weissen Überreste und als Andreas die Kanten eines Skis schleift, rieselt das geraffelte Holz zu Boden. Noch gleicht der Ski eher einer Latte eines Weinfasses, doch bald wird das ein Ski, der für rund zweitausend Franken verkauft werden kann.
Wir besuchen die beiden an einem grauen Morgen in ihrer Manufaktur in Steinegg, wenige Autominuten vom Alpstein-Hotspot bei der Ebenalp entfernt, in Andreas' Heimatkanton. Durch die Fenster der Schreinerei sieht man auf die Berghänge, wo die letzten weissen Schneefelder das Licht der drückenden Sonne spiegeln. In der Werkstatt spiegelt das eigene Gesicht in den Plexiglaswänden der grossen Maschinen. «Wir haben ausgebaut», sagt der Ausserrhoder Dano stolz. Vor wenigen Monaten haben sie sich neue Geräte angeschafft, sind aus einer Garage in eine richtige Werkstatt gezogen. Vier Skipaare können sie mittlerweile pro Tag produzieren. Und jetzt haben die beiden gelernten Schreiner sogar eine zweite Firma gegründet, welche sich um den Unterhalt von Skis kümmert. Läuft bei ihnen, oder?
«Auf uns hat niemand gewartet»
Dass sie mit einem Holzski aus dem Appenzellerland nicht die grossen Skiplayer wie Stöckli und Salomon vom Thron stossen können, war ihnen von Anfang an klar. «Auf uns hat niemand gewartet», sagt Dano. Und trotzdem: Seit fünf Jahren wirtschaften die Timbaer-Gründer offenbar gut. Ihre Ski werden mittlerweile auch von externen Händlern weiterverkauft.
Aber wer kauft für zwei violette Nötli einen so edlen Ski? «Das sind schon eher angefressene Skifahrer», so Dano. Ihre Kundinnen und Kunden seien oft Leute mit einem Zweitwohnsitz in den Bergen. Die können sich diese Qualitäts-Bretter aus dem Appenzellerland leisten. Die Jungunternehmer hoffen auch, dass sie aufgrund dieser spezifischen Zielgruppe keine grossen Einbussen wegen der Coronakrise machen müssen. «Wer sich einen Holzski von uns kauft, geht so oder so skifahren.»
«Wir hatten keinen finanziellen Druck»
Auf einem Sessellift in Arosa hatten die beiden damals frischgebackenen Schreiner beschlossen, aus Andreas' Abschlussarbeit – zwei paar Holzski – ein Geschäftsmodell zu entwickeln. Gerade mal 21 respektive 22 Jahre alt waren sie, als sie die ersten Prototypen am Skilift Horn testeten, in der Tasche nicht mehr als ein paar ersparte Batzen aus der Lehre. Heute verdienen sie ihr Geld damit. Im Sortiment: Ein brauner Ski aus Nussbaumholz und ein edler schwarzer aus Naturfaser, jedes Paar ein Unikat.
Timbaer heissen sie, eine Mischung aus dem englischen Wort Timber (Holz) und dem Bären aus dem Appenzeller Wappen. Aber zugegeben, viel Appenzell stecke in den Ski eigentlich nicht. «Für viele Teile der Ski gibt es nur ganz wenige Hersteller auf der ganzen Welt», sagt Dano. Da habe man gar keine Option, als die Produkte im Ausland zu kaufen. «Aber das Holz ist natürlich aus der Schweiz.»
Entweder in der Skimanufaktur oder auf der Skipiste
Grundsätzlich dreht sich in Danos und Andreas' Leben ziemlich viel um den Schweizer Nationalsport. Wenn sie zum Geldverdienen nicht Ski produzieren, gehen sie zum Geldausgeben auf die Piste. Wobei sie es auch da nicht lassen können, ganz von der Arbeit abzuschalten. «Wir werden oft angesprochen, wer denn diese Ski gemacht habe», so Dano. «Und dann sagen wir jeweils: Wir.» Selber auf die Piste zu gehen, sei sowieso wichtig. «Nur wenn wir das Produkt gut kennen, können wir es auch verkaufen.»
Für die beiden Appenzeller gehört das Skifahren zum Leben wie für viele das Aromat auf das Spiegelei. Beide Väter seien schon Skirennen gefahren, die Junioren machten es ihnen später nach. «Die Passion zum Skifahren ist noch immer da», sagt Andreas. Wir fragen sie, ob sie für eine Filmaufnahme eine Abfahrt mit ihren Ski beim Skilift Horn, dem Ursprungsort von Timbaer, machen könnten. Im sulzigen Schnee fahren sie die Piste herunter. Es ist unverkennbar, dass Dano und Andreas definitiv lieber auf den Ski als im Rampenlicht stehen.
(rhy)