Sie waren eine Art kleine Sommer-Attraktion für Lustenau – die 16 Zirkustiere, die durch unglückliche Umstände im Vorarlberger Grenzort gestrandet waren. «Familien mit kleinen Kinder haben die Kamele, Pferde und Ponys neben dem McDonalds-Areal regelmässig besucht», sagt Kurt Fischer, Bürgermeister von Lustenau.
Die Zirkustiere hätten im Juli zum damals frisch gegründeten Circus Beat Breu stossen sollen, doch die Ausreise aus Österreich wurde ihnen aus verschiedenen Gründen verwehrt. Jetzt besteht die Aussicht, dass die Tiere aus Vorarlberg ausreisen können. Viel zu spät für die Velolegende Beat Breu (62) und seinen Traum vom eigenen Zirkus. Breu musste die Zirkusmanege bereits nach 13 Tagen, Mitte August, wieder schliessen, einerseits weil die Tiernummern fehlten und die Besucher ausblieben. Andererseits aber auch wegen internen Problemen mit der Familie Lauenburger vom Circus Berlin, mit der Breu zusammengearbeitet hatte.
Circus Berlin gastiert in Lustenau
Immerhin, seit letzten Freitag können die vier Kamele, zehn Pferde und sechs Ponys wieder zeigen, dass sie eigentlich Zirkustiere sind. Der Besitzer, der deutsche Circus Berlin, gastiert seit Juli zum zweiten Mal in Lustenau und gibt insgesamt sieben Vorstellungen. «Unsere Bürger erhalten Gutscheine, mit denen sie günstigere Tickets kaufen können», sagt Bürgermeister Fischer.
Er hofft auf gut besuchte Vorstellungen: «So kann der Zirkus wohl genug Geld für das Benzin verdienen, um überhaupt abreisen zu können.» Fischer spielt auf die Geldprobleme an, die dem Zirkus das Leben schwer machen. Der erzwungene Aufenthalt der Tiere in Lustenau hätten ihnen wirtschaftlich sehr geschadet, sagte Zirkusdirektor Adolf Lauenburger gegenüber den österreichischen Medien.
Marktgemeinde hat das Futter für die Tiere gezahlt
Dass die Zirkustiere nun endlich Vorarlberg verlassen können, liegt durchaus auch im Interesse der Marktgemeinde Lustenau, die während der ganzen Zeit die vollen Kosten für den Aufenthalt der Tiere getragen hatte. Die 7000 Quadratmeter grosse Wiese wurde der Familie Lauenburger unentgeltlich zur Verfügung gestellt und auch für das Futter war die Gemeinde aufgekommen. «Es geht da nicht um das Geld, sondern darum, dass es den Tieren gut geht», sagt Fischer. Diese hatten den Unterbruch ihres anstrengenden Zirkuslebens sichtlich genossen und weideten zufrieden auf der Wiese.
Die 16 Zirkustiere waren aus einer Verknüpfung unglücklicher Umstände in Vorarlberg hängen geblieben. Bei den vier Kamelen hatte der Nachweis für die Impfung gegen die Blauzungenkrankheit gefehlt, die zehn Zirkuspferde und vier Ponys erhielten eine Ausreisesperre vom Vorarlberger Veterinäramt.
Fehlende Papiere und Tierseuche in der Gegend
Dies, weil eine gefährliche und hochansteckende Pferdekrankheit just in dem Stall ausgebrochen war, in dem die Zirkuspferde nach dem Tournee-Aufenthalt in Lustenau vorübergehend untergebracht worden waren. Bis Ende September dürfen keine Pferde die Quarantäne-Region verlassen.
Die Frist läuft am 29. September aus: «Dann werden Bluttest durchgeführt, ist alles in Ordnung, dürfen die Tiere ausreisen», sagt Fischer. «Wir hoffen, dass wir dann die Geschicke des Circus Berlin wieder nur noch aus der Ferne verfolgen dürfen.»
Wenn sich der Bürgermeister bloss nicht täuscht. Bereits hat die Zirkusfamilie Lauenburger bekannt gegeben, dass sie noch dringend ein Winterdomizil für ihren Zirkus suche – am liebsten in Vorarlberg.