Secondhand, Vintage und Nachhaltigkeit: Brockis sind in der Ostschweiz in. Die Leute können beim Kauf in einem Brockenhaus nicht nur ein Unikat eines Möbel- oder Kleidungsstücks kaufen, sie unterstützen dabei auch gleich noch soziale Projekte. Und das boomt.
Arme und reiche Kunden
«Die Kundenfrequenz nimmt stetig zu und ist in den letzten Jahren deutlich gewachsen. Vor allem die Jungen finden Brockis hip», sagt Jakob Amstutz, Geschäftsführer der Heilsarmee brocki.ch. Es sei so ziemlich von jeder Einkommensschicht jemand vertreten.
Ursula Willi arbeitet seit acht Jahren in der Brocki Hiob in Chur: «Damals haben die Leute, vor allem in den ländlichen Regionen, ziemlich abweisend auf Brockenstuben reagiert.» Mittlerweile bewege sich die Kundschaft von armen Sozialbezügern bis zu den Reichsten der Stadt.
Auch Markus Oehy, Ladenleiter der Blaukreuz Brocki in Berneck, kann sich nicht beklagen: «Das, was bei uns die letzten paar Wochen abgegangen ist, ist unglaublich. Wir hatten jeden Tag eine enorm hohe Kundenfrequenz.» Zu gewissen Zeiten müsse die Brockenstube sogar mehr Leute einteilen, «sonst schaffen wir es nicht, alles zu verarbeiten».
Gewaltiges Sortiment
Alle drei Brockenstuben können sich vor lauter Ware kaum retten: «Wir haben massenhaft Ware. Unser Lager ist pumpenvoll, weil täglich Sachen reinkommen», sagt Ursula Willi.
Weshalb die Brockenhäuser so gut laufen, ist für den Leiter der Brocki Berneck klar: «Für mich ist die Brocki wie eine Wundertüte», sagt Markus Oehy. Es sei gewaltig, was für ein grosses Sortiment sie mittlerweile anbieten können. «Bei uns findest du Sachen, die sonst gar nicht mehr erhältlich sind.»
Jakob Amstutz beobachtet, dass die Leute nicht mehr nur die soziale Sache unterstützen wollen, «sie möchten auch betonen, dass sie Nachhaltigkeit wichtig finden.»
Die Brockenstuben seien allgemein sauberer und es werde alles schön präsentiert: «Früher hat alles ein bisschen gemüffelt, ja schon fast gestunken und heute geben wir besonders darauf acht, dass es das nicht mehr tut», so Ursula Willi, «es ist anmächeliger».
Attraktives Angebot
Das Angebot der Brockenhäuser ist mittlerweile recht attraktiv. Sie bieten mehr an als früher: «Wir bemühen uns, Waren zu halten, die die Kunden ansprechen.» Auch die Einrichtung erinnert immer mehr an einen herkömmlichen Laden: «Fast alle unserer 19 Filialen haben eine neue Innengestaltung», sagt Jakob Amstutz.
Bevor die Artikel in den Laden gehen, werden sie aufbereitet: «Bekleidung oder Geschirr gehen nicht ins Geschäft, bevor sie nicht gereinigt worden sind», sagt Markus Oehy.
Verkauf von Textilien gestiegen
Der Trend zeigt auch, dass die Nachfrage nach Möbeln zurückgeht. «Aber die Textilien werden immer beliebter», sagt Willi. Auch die Brockenstuben der Heilsarmee verkaufen mehr Kleidungsstücke: «Da es viele Kleiderspenden gibt, bieten wir auch mehr Textilien an als früher», so Amstutz.
Der Verkauf von Kleidern sei um etwa 50 Prozent gewachsen. «Dadurch, dass wir die Kleider waschen und sauber machen, unterscheiden sie sich kaum von der Neuware», sagt Jakob Amstutz, «jeder kann gerade dem Trend folgen, dem er will».