Ostschweiz

Bündner nehmen nachts öfter den Bus

Bündner nehmen nachts öfter den Bus

07.05.2018, 13:44 Uhr
· Online seit 07.05.2018, 12:34 Uhr
Bereits fünf Monate nach Abschaffung des Nachtzuschlags zieht Graubünden eine positive Bilanz: 20 bis 30 Prozent mehr Fahrgäste und kürzere Wartezeiten.
Angela Mueller
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Der Kanton Graubünden hat beim letzten Fahrplanwechsel eine Vorreiterrolle übernommen und den Nachtzuschlag von 5 Franken abgeschafft. Bereits jetzt scheint klar, der Entscheid war richtig.

«Wir haben festgestellt, dass die Nachfrage zugenommen hat», sagt Thierry Müller, Projektleiter, Öffentlicher Verkehr beim Amt für Energie und Verkehr Graubünden, gegenüber der «Südostschweiz». Auch die Kundenreaktionen seien sehr positiv.

Zunahme der Fahrgäste in der Nacht

Die erste Auswertung wurde kurz nach der Fasnacht erhoben - 20 bis 30 Prozent mehr Passagiere haben vom Nacht-Angebot Gebrauch gemacht. Dieser Anstieg dürfte auch generell gelten. «Wir rechnen damit, einen wesentlichen Beitrag zur Verkehrssicherheit leisten zu können», sagt Müller.

Weil die Nachfrage so stark gewachsen ist, verkehren zum Teil auch grössere Busse. Zum Beispiel nach Veranstaltungen wie der Churer Fasnacht oder auch freitags in den Wintersportorten.

Leute steigen mit gültigen Tickets ein

Müller rechnet damit, dass in den Sommermonaten der Nachtbus noch stärker genutzt werden wird. Deshalb soll erst nach den warmen Monaten ein genauer Vergleich der Passagierzahlen vorgenommen werden.

Auch bei der Stadtbus Chur AG ist man zufrieden mit der Abschaffung des Nachttarifs. Neben den zusätzlichen Gästen hat man hier noch einen weiteren positiven Effekt festgestellt: Die Wartezeiten haben sich verringert, wie die «Südostschweiz» schreibt: «Früher wurden viele Billette bei den Chauffeuren gekauft, weshalb sich die Abfahrt verzögerte. Jetzt lösen praktisch alle Passagiere ihre Tickets per App», sagt Andera Wuchner, Mediensprecherin der Stadtbus Chur AG.

Ostwind behält den Nachtzuschlag

Beim Ostwind-Tarif-Verbund beobachtet man die Situation im Kanton Graubünden. «Unsere Linien sind mit denen anderer Verbunde vernetzt, deshalb müssten praktisch alle Tarifverbünde in der Schweiz gleichzeitig den Nachtzuschlag abschaffen», sagt Werner Thurnheer, Geschäftsleiter Ostwind zu FM1Today.  Doch für ihn ist klar: «Wir verfolgen die Situation in Graubünden aufmerksam.»

Seit der Einführung des neuen Fahrplans im Dezember 2017 hat der Kanton Graubünden den Nachttarif abgeschafft und erhebt keinen Nachtzuschlag. Seit fünf Monaten gelten hier die normalen Tagespreise oder Abonnemente. Das kantonale Amt für Energie und Verkehr Graubünden rechnet mit Mindereinnahmen von rund 400'000 Franken, mittelfristig soll dieser Ausfall durch die gesteigerte Nachfrage kompensiert werden.

 

veröffentlicht: 7. Mai 2018 12:34
aktualisiert: 7. Mai 2018 13:44

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