Ostschweiz

Dieser Ostschweizer brennt den besten Wodka der Welt auf den Kapverden

Kapverdische Inseln

Dieser Ostschweizer brennt den besten Wodka der Welt

· Online seit 11.05.2024, 11:56 Uhr
Die «International Wine and Spirits Competition» kürt jährlich die besten Weine und Spirituosen der Welt. Dieses Jahr holte sich ein Ostschweizer die Goldmedaille für den besten Wodka der Welt – gebrannt wird er aber auf den Kapverdischen Inseln.
Linda Hans
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«Grüezi, mein Name ist José Steiner und ich produziere Wodka auf Kap Verde – wollen Sie diesen vertreiben? Die Antwort von potenziellen Partnern ist dann meist: Kap Verde? Nein, danke.» Der gebürtige Ostschweizer José Steiner hatte anfänglich einige Schwierigkeiten mit seiner Wodka-Destillerie: Nun hat er aber mit «Prosperous Vodka» eine internationale Auszeichnung gewonnen.

Aufgewachsen in Schwellbrunn und Romanshorn

Bis er neun Jahre alt war, wuchs José Steiner in Schwellbrunn auf, dann zog er mit seiner Familie nach Romanshorn. Als er 14 war, entschlossen sie sich nach Portugal zu ziehen, ins Heimatland seiner Mutter.

In Portugal lernte er als 19-Jähriger seine Frau kennen – mit ihr wohnt er seit mittlerweile 9 Jahren auf den Kapverdischen Inseln. Anfänglich betrieben sie dort ein Alkohol-Importgeschäft. Daraus entstand sein Interesse für die Branche.

«Ich wollte wissen, was eigentlich ein Getränk besser macht als das andere, warum eines 10 Franken kostet und das andere 40», sagt Steiner. Daraufhin besuchte er einen Kurs in den Niederlanden, wo er alles rund um die Spirituosen Produktion erlernte: «Der Kurs hat mir so gut gefallen, dass ich danach mein Alkohol-Importgeschäft verkauft und in eine Destillerie investiert habe.»

Start war chaotisch

Der Start verlief aber alles andere als einfach. Zuerst sorgten ungewisse gesetzliche Vorschriften für einen Brennstopp: Nach nur vier Monaten mussten sie die Produktion unterbrechen, bis die Regierung selbst herausgefunden hatte, wie die Gesetze sind.

«Im Dezember 2019 konnten wir dann die ersten Wodkaflaschen verkaufen. Zwei Monate später ging das Land wegen der Covid-19-Pandemie zu», sagt Steiner. Dazu kommt, dass sie bis auf das Wasser alles auf den Inselstaat importieren müssen – vom Weizen aus Frankreich über die Flaschen bis zur Kartonverpackung.

Die Flaschen bestellten sie zuerst aus China. Durch die Covid-19-Pandemie stiegen die Transportkosten jedoch so stark an, dass sie einen neuen Lieferanten finden mussten. Diesen fanden sie in der Ukraine: «Eine Woche bevor unsere Flaschen bereit waren, hat Russland die Ukraine invadiert und wir mussten acht Monate auf die Flaschen warten.»

An Produkte aus Afrika glaubt man nicht

Nach einem holprigen Start läuft es für die Destillerie von José Steiner mittlerweile immer besser. Sein Wodka gewann an der «International Wine and Spirits Competition» in London eine Goldauszeichnung mit 99 von 100 Punkten.

Solche Auszeichnungen sind für Steiner viel wert, denn ausländische Vertriebspartner sind eher kritisch eingestellt: «Es ist immer schwierig, eine neue Marke auf den Markt zu bringen. Aber wenn etwas in Afrika produziert wird, dann haben die Leute oft mehr Mühe, an das Produkt zu glauben.»

Ihm ist Qualität jedoch sehr wichtig und darauf sei sein Betrieb auch ausgerichtet: «Wir können ungefähr 300 Flaschen am Tag produzieren, also eine grosse Firma sind wir in dem Sinne noch nicht.»

Den grössten Teil macht Steiner selbst, vom Destillieren über das Abfüllen bis zum Verpacken. Nur wenn mal eine grössere Bestellung ansteht, helfen ihm Bekannte beim Abfüllen und Verpacken.

Was macht den «Prosperous Vodka» aus?

Laut Steiner ist es schwer zu sagen, was genau seinen Wodka besser oder schlechter macht als anderen: «Wir destillieren langsam und ich sage immer: Wir sind nicht gierig.» Das heisst, sie nehmen wirklich nur den besten Alkohol der Destillation, also den mittleren Teil.

Einen Drittel der Destillation werfen sie weg, um dies sicherzustellen. Das bedeutet den leichten Alkohol am Anfang der Destillation, sowie den schweren Alkohol am Ende werfen sie weg. Diese beiden Komponenten sind bei billigeren Wodkas auch dafür verantwortlich, dass man am nächsten Tag Kopf- oder Bauchschmerzen hat.

Die meisten Wodkas werden heutzutage aus Weizen gemacht – wie auch derjenige von Steiner: «Wodka ist gut, wenn er einen möglichst neutralen Geschmack hat und keinen starken Eigengeschmack. Daher eignet sich Weizen gut, weil er eine neutrale Fragmentation hat.»

Träumt von Vertrieb in der alten Heimat

«Die Hoffnung ist natürlich mal in die Schweiz zu exportieren, das ist mein grösstes Ziel», sagt der gebürtige Ostschweizer. Aktuell sei es aber wichtig, in einem Markt richtig Fuss zu fassen und von dort aus zu wachsen.

Bis anhin verkaufte Steiner seinen Wodka vor allem an Länder mit einer grossen kapverdischen Gemeinschaft, also nach Luxemburg, Frankreich, Portugal und letztes Jahr auch in die USA. Den amerikanischen Markt will er nun weiterverfolgen und auch mit Kanada laufen aktuell Gespräche.

Um solch grosse Märkte zu beliefern, muss seine Destillerie aber wachsen: «Solange ich das noch allein machen kann, mache ich es ehrlich gesagt auch lieber allein.» Daher möchte er sich als Nächstes eine grössere Maschine anschaffen, mit welcher er 5000 Liter am Tag produzieren und dadurch ein Lager aufbauen kann.

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veröffentlicht: 11. Mai 2024 11:56
aktualisiert: 11. Mai 2024 11:56
Quelle: FM1Today

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