Ostschweiz

«Ermittlungen von Schlägereien sind sehr aufwändig»

St.Gallen

«Ermittlungen von Schlägereien sind sehr aufwändig»

22.03.2021, 13:24 Uhr
· Online seit 22.03.2021, 13:19 Uhr
Das Coronajahr 2020 war für die Kantonspolizei St.Gallen ein anspruchsvolles Jahr, denn nicht nur gesamtschweizerisch, sondern auch in St.Gallen haben die Gewaltdelikte stark zugenommen – vor allem schwere Körperverletzungen und Schlägereien. Hinzu kam «nicht sichtbare Gewalt» wie Cyberkriminalität.
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Warum gerade im Kanton St.Gallen die Gewaltdelikte stärker zugenommen haben als in den angrenzenden Kantonen AppenzellThurgau und Graubünden vermag Stefan Kühne, Leiter der Kriminalpolizei, nicht zu sagen: «Diese regionalen Unterschiede gibt es in den Statistiken immer wieder, deshalb ist es auch schwierig, die Kantone untereinander zu vergleichen.» Gesamtschweizerisch gab es insgesamt weniger Straftaten, aber mehr schwere und häusliche Gewalt.

Mit rund 19‘000 Straftaten musste sich die Kantonspolizei St.Gallen letztes Jahr beschäftigen, 475 mehr als im Vorjahr. Frappant: Delikte gegen Leib und Leben, «insbesondere schwere Körperverletzungen, Schlägereien und Tätlichkeiten» haben um 29 Prozent zugenommen, wie es in der am Montag veröffentlichten Kriminalstatistik heisst. Gesamthaft waren es rund 2000 Fälle. Auch die häusliche Gewalt hat im Coronajahr zugenommen. Im Jahr 2020 waren es 781 Fälle, 123 mehr als im Vorjahr.

Tötungsdelikt von St.Gallen nicht in der Statistik

Diese Zunahme hat der Polizei viel Mehrarbeit eingebracht: «Die Ermittlungen bei einer Schlägerei auf der Strasse ziehen einen enormen Aufwand nach sich», sagt Kühne. Oftmals sind zahlreiche Zeugenbefragungen nötig und die Fahndung nach Tätern erweist sich als Herausforderung.

Bei den vollendeten und versuchten Tötungsdelikten gab es im Vergleich zum Vorjahr eine leichte Abnahme von 11 auf 9 im 2020. Sämtliche dieser Delikte konnten aufgeklärt werden. Kühne: «Bei allen Tatbeständen im 2020, die von der Kantonspolizei St.Gallen ermittelt wurden, handelte es sich um Tötungsversuche. Sämtliche Opfer haben somit glücklicherweise überlebt.»

Die Ausnahme bildet allerdings das im Kanton St.Gallen statistisch nicht erfasste Tötungsdelikt in der Stadt St.Gallen vom 2. September. Bei diesem starb neben dem Opfer auch der Täter (siehe Box).

Kriminalität wandert zunehmend ins Netz

Mit zunehmender Gewalt sah sich die Polizei auch im Netz konfrontiert. «Die Cyberkriminalität hat stark zugenommen», sagt Kühne. So sind von den 1137 Betrugsfällen 932 Cyberdelikte. Dazu gehören auch die ersten Covid-19-Betrügereien. Die Kantonspolizei St.Gallen hatte im Jahr 2018 ein Kompetenzzentrum für Cybercrime gegründet und schult laufend alle Polizistinnen und Polizisten.

Doch das Coronajahr hat die Polizei nicht nur wegen der zunehmenden Delikte gefordert. «Wir mussten jederzeit sicherstellen, dass überall genügend Leute im Einsatz sind und mögliche Ausfälle mit einplanen, was uns eine enorme planerische Arbeit bereitet hat», so Kühne.

Und auch Corona, beziehungsweise die Cornapolitik des Bundes, hielt die Polizei auf Trab: «Zeitweise änderten die Regeln alle paar Tage. Die Einsatzkräfte mussten sich laufend informieren, um die aktuellen Regeln durchsetzen zu können.»

veröffentlicht: 22. März 2021 13:19
aktualisiert: 22. März 2021 13:24
Quelle: FM1Today

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