Ostschweiz

Funken-Streit in Vorarlberg: Baum für Brauch zersägt

Schruns

«Opfer der Hexendiskussion»: Vorarlberger Funkentanne durchgesägt

· Online seit 14.02.2024, 10:47 Uhr
Unbekannte haben die grosse Tanne, die in Schruns für den Funken gefällt wurde, mit einer Motorsäge zerstört. Die Funkenbauer sind sich sicher: Der Baum wurde Opfer der Diskussion, ob eine Hexe verbrennt werden solle oder nicht.
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«Von Samstag auf Sonntag wurde unsere Funkentanne Opfer der Hexendiskussion», schreibt die Vorarlberger Funkenzunft Schruns. Unbekannte haben den Baum zersägt.

Die Funkenbauer haben sich entschieden, dieses Jahr auf eine Funkenhexe zu verzichten, was nicht bei allen Mitgliedern gut ankam. Acht Personen seien ausgetreten.

Kleinerer Funke bleibt

Trotz dieser Diskussion ist man bei der Zunft sicher, dass keine ehemaligen Kameraden oder Mitglieder aus anderen Funkenzünften hinter der Tat stecken: «Dies würde den Ehrenkodex unter uns Funkenbauern zutiefst verletzen.» 

Auch wenn die Tanne nun zersägt ist, wird der Funke nicht abgesagt. Man werde aus einem der zwei Teile einen kleineren Funken bauen. «Der Schrunser Funken war schon immer ein Gemeinschaftswerk der Funkner und der Kinder und soll es auch bleiben. Daher werden wir in deren Sinne nicht gänzlich auf den Funken verzichten», heisst es.

Nicht nur in Schruns, auch in Orten wie Bludenz, Hohenems oder Schwarzach verzichten die Zünfte auf eine Funkenhexe.

In Bludenz wurde die Hexe sogar schon vor 20 Jahren abgeschafft, wie vol.at schreibt. Seither gebe es eine Funkenfigur, in die alle reininterpretieren dürfen, was sie wollen.

Hexe nicht Teil des Brauchtums

Der Verzicht auf eine Hexe wurde wegen der «zunehmenden Vermenschlichung» beschlossen. Vor dem Entscheid habe man sich mit Historikern abgesprochen, dabei stellte sich heraus, dass die Funkenhexe ursprünglich nicht Teil des Brauchtums war. «Somit kann ohne Verletzung des Brauchtums auch auf sie verzichtet werden.»

Wie ORF berichtet, ist der Brauch des Funkenabbrennens, um den Winter auszutreiben, vor rund 100 Jahren beinahe ausgestorben. Das Verbrennen der Funkenhexe wurde darauf eingeführt, um den Menschen mehr Spektakel zu bieten.

«Eine Hexe gehört auf einen Funken»

Vergangenes Jahr sorgte der Funke von Vandans für Schlagzeilen. Die Funkenhexe wurde angeblich als «Klimakleberin» verkleidet, Aktivistinnen und Aktivisten sprachen darauf von einer «Hexenjagd auf friedlich Protestierende».

Kritik an der Abschaffung der Funkenhexe kommt von anderen grossen Vorarlberger Zünften. Gegenüber vol.at sagt ein Mitglied der Zunft aus Dornbirn: «Warum sollten wir das plötzlich aufgeben? Ich wünschte, die Welt von heute hätte keine anderen Probleme.» Und ein Mitglied der Lustenauer Zunft meint: «Eine Hexe gehört auf einen Funken wie der Spitz auf einen Christbaum.»

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veröffentlicht: 14. Februar 2024 10:47
aktualisiert: 14. Februar 2024 10:47
Quelle: FM1Today

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