Ostschweiz

Gefälschte Pokémon-Karten: Auch in der Ostschweiz werden sie verkauft

Handel strafbar

Achtung Sammler: In der Ostschweiz werden gefälschte Pokémon-Karten verkauft

· Online seit 24.02.2024, 06:13 Uhr
Das Sammeln von Pokémon-Karten ist bei vielen Kindern – und auch Erwachsenen – beliebt. Doch aufgepasst: Nicht alle verkauften Karten sind echt. Auch in der Ostschweiz werden offenbar Fälschungen zum Originalpreis verkauft. Eine FM1Today-Leserin und ihre Tochter mussten diese Erfahrung machen – sie haben mehrere hundert Franken vergebens investiert.
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Lea* war sehr enttäuscht, als sie sich vor kurzem über gefälschte Pokémon-Karten auf Youtube informierte. Die 9-Jährige ist eine begeisterte Sammlerin der weltbekannten Karten mit den kunterbunten Fantasiewesen. Bei ihrer Recherche stellte sich nämlich heraus, dass etwa ein Viertel ihrer Karten – rund 250 an der Zahl – gefälscht waren.

Für die insgesamt über 1000 Karten ihrer Sammlung haben Lea und ihre Mutter Lisa* viel Geld investiert – so auch für die Fake-Karten. «Wir haben den Originalpreis für diese 250 Karten bezahlt, mehrere hundert Franken. Und ich finde, das geht nicht, dass Fälschungen als Originale teuer verkauft werden. Das ist Betrug», sagt Lisa zu FM1Today.

In Ostschweizer Läden gekauft

Das Brisante dabei: Die Karten wurden in Spielwarenläden in der Ostschweiz gekauft. Im Moment des Kaufs habe sie gar nicht daran gedacht, dass man irgendwo Fälschungen verkauft bekommen könnte, so Lisa. Schliesslich sei das Vertrauen in Schweizer Händler hoch, man hinterfrage das gar nicht. Um so grösser war der Schock als ihre Tochter herausfand, dass so viele der Karten gar nicht echt sind.

Wo genau die Karten gekauft wurden, das wissen Lea und Lisa nicht. «Wir haben sie bei vier verschiedenen Händlern gekauft. Zwei davon, Grosshändler, können wir ausschliessen, von ihnen sind alle Karten echt.»

Doch bei mindestens zwei Läden sei es möglich, dass ihnen dort die Fake-Karten angedreht wurden. Dass die Fälschungen durch Tauschen die eigene Sammlung infiltriert haben, können Lea und Lisa ausschliessen: «Wir haben noch nie Karten getauscht.»

Handel mit Fake-Karten ist weit verbreitetes Phänomen

Der Handel mit gefälschten Pokémon-Karten ist ein weit verbreitetes Phänomen, wie Jan Salm, Pokémon-Experte und Betreiber des Schweizer Online-Shops «Pikaversum», bestätigt. «Ich vermute, da steckt eine ganze Industrie dahinter – vermutlich aus China. Auf Onlineshoppingseiten wie Alibaba, Wish oder Temu kann man Fälschungen in grossen Mengen und teilweise auch zu tiefen Preisen kaufen.»

Um andere Sammler aufzuklären: Lea erklärt im Video, auf was man achten muss, um gefälschte Pokémon-Karten zu erkennen:

Quelle: ZVG

Problem ist der Polizei bekannt 

Dass es immer mal wieder zu Betrugsversuchen mit hochwertigen Sammelkarten kommt, bestätigt auch Florian Schneider von der Kantonspolizei St.Gallen. «Im Grunde ist es einfach: Bei allem, das einen gewissen Wert hat, gibt es Leute, die versuchen, sich einen unerlaubten Vorteil damit zu verschaffen», so Schneider gegenüber FM1Today.

Die St.Galler Kantonspolizei hat solche Fälle in der Vergangenheit bereits verfolgt – auch solche mit gefälschten Pokémon-Karten.

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Verkauf von Fälschungen kann strafbar sein

Laut Schneider gibt es rechtlich insbesondere zwei möglich Tatbestände, die bei solchen Themen vorkommen. Einerseits sind das Verstösse gegen das Markenschutzgesetz oder das Urheberrecht. Zum Beispiel, wenn jemand Fake-Versionen von rechtlich geschützten Produkten herstellt und diese in Umlauf bringt – wie billige Kopien von Pokémon-Karten.

Andererseits ist der Straftatbestand des Betrugs möglich: Das bedeutet, dass gefälschte Produkte als Originale angeboten, diese verkauft werden und sich damit ein finanzieller Vorteil verschafft wird – im Falle der Pokémon-Karten beispielsweise, indem billige Kopien zum (deutlich höheren) Preis der Originalkarten abgegeben werden.

Spielzeugläden kontrollieren Karten bei Erhalt nicht

Womöglich haben sich die Ostschweizer Spielwarenhändler, die Lea und Lisa die gefälschten Karten verkauft haben, also strafbar gemacht – wenn sie Kenntnis davon hatten, dass in ihren Regalen Fake-Produkte ausliegen und sie diese zum Originalpreis verkaufen, dann definitiv. Auf Rückfrage geben beide Läden an, dass sie die Karten, welche sie bestellen, nicht kontrollieren würden, sondern dem Lieferanten diesbezüglich vertrauen.

Eine Kontrolle ist laut ihnen schwierig, da die Karten originalverpackt und in Plastikfolien eingeschweisst geliefert werden. Sie müssten ausgepackt werden und könnten somit nicht mehr verkauft werden. Beide Läden behaupten, dass sie Karten nur bei einem Lieferanten beziehen würden: Der Carletto AG. Das Unternehmen aus Ingenbohl im Kanton Schwyz ist ein Grosslieferant von unterschiedlichsten Spielzeugen im deutschsprachigen Raum.

Lieferant: Beziehen nur direkt von Pokémon-Company

Doch dass ausgerechnet bei Carletto Fälschungen vorkommen sollen, ist laut Pokémon-Experte Jan Salm unwahrscheinlich: «Wir bestellen seit Jahren viel und regelmässig bei Carletto. Probleme mit Fälschungen hatten wir nie.» Er könne sich nicht vorstellen, dass die Fake-Karten aus dem Bestand von Carletto stammen.

Auch Carletto-Geschäftsführer Peter Gygax nimmt gegenüber FM1Today Stellung zur Thematik: «Wir beziehen unsere Karten nur von der Pokémon-Company direkt. Wenn also da Fälschungen vorkommen sollten, wäre das wirklich krass – und das ist für mich eigentlich unvorstellbar.» Laut Gygax kommt es immer wieder vor, dass Händler – in den allermeisten Fällen unbewusst – Fälschungen verkaufen. Denn diese kämen in grosser Menge vor und seien auch für sie «ein seriöses Problem».

Kaum Aussicht auf Rückerstattung

Wo genau die Fälschungen im Fall von Lea und Lisa herkommen, ist aufgrund der verschiedenen Aussagen also kaum nachweisbar. Fakt ist aber, dass die beiden Fake-Karten in ihrer Sammlung und dafür den Originalpreis bezahlt haben – und, dass diese irgendwo in der Ostschweiz verkauft werden. Dass die beiden Sammlerinnen irgendwo Geld zurückerhalten, ist Stand jetzt unwahrscheinlich: «Wir können schlicht nicht beweisen, bei wem wir die Karten erhalten haben.»

Eine polizeiliche Verfolgung des Falls ist aus dem gleichen Grund schwierig. Kapo-Mediensprecher Florian Schneider rät aber generell, einen konkreten Verdacht bei der Polizei zu melden oder Anzeige zu erstatten. Die Polizei könne dann im Einzelfall die Umstände erheben und sie der Staatsanwaltschaft zur rechtlichen Beurteilung weiterleiten.

Immerhin erreichen Lea und Lisa mit dem Bekanntmachen ihres Falls, dass andere Sammler gewarnt werden und dass die Händler bei sich nochmals die genaue Herkunft ihrer Karten prüfen – und somit in Zukunft der Verkauf von Fake-Karten minimiert werden kann. «Ich finde, die Leute müssen das wissen. Schliesslich geht es doch um viel Geld», sagt Lisa.

(Namen geändert)

veröffentlicht: 24. Februar 2024 06:13
aktualisiert: 24. Februar 2024 06:13
Quelle: FM1Today

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