Online-Handel, Einkaufstourismus und jetzt auch noch die Inflation: Der Detailhandel ist schon länger ein hartes Pflaster. Einkaufszentren stehen dabei vor einer zusätzlichen Herausforderung: ihrem Standort. Da diese meistens nicht im Stadtzentrum sind, kann sich das unter Umständen zusätzlich negativ aufs Geschäft auswirken.
Jüngstes Beispiel ist die Mall of Switzerland im luzernischen Ebikon. Wie die «Luzerner Zeitung» schreibt, verzeichnet das Einkaufszentrum immer mehr Leerstände. Auf den Etagen Mall 1 und 2 seien zwei Ladenstrassen fast zu «Geisterpassagen» verkommen. Die Mall 3 im obersten Stockwerk ist leer. Sieht es bei den Einkaufszentren im FM1-Land ähnlich aus?
«Der Umsatz ist höher als vor Corona»
In der Shopping Arena im Westen der Stadt St.Gallen ist die Situation nicht schlecht. Per Ende 2022 werde die Besucherzahl auf rund vier Millionen kommen. Das seien zwar weniger als vor Corona, jedoch werde mehr gekauft. «Der Umsatz liegt damit sogar etwas höher als in der Vor-Corona-Zeit», schreibt Marc Schäfer, Centerleiter der Shopping Arena, auf Anfrage.
Leerstehende Flächen hätten sie nicht. «Die Shopping Arena hat eine Interessentenliste, sodass Mieterabgänge kompensiert werden können durch neue Mieter.» So gebe es nie Lücken und die Ladenflächen seien immer gedeckt.
Das Problem, mit welchem die Shopping Arena am meisten zu kämpfen habe, seien restriktive Öffnungszeiten. «Wir stellen fest, dass vor allem am Samstag der Ladenschluss um 17 Uhr sehr früh ist und viele Kunden noch bis 18 oder 19 Uhr einkaufen würden», so Schäfer.
Es entspräche offensichtlich einem grossen Kundenbedürfnis, am Samstag länger einkaufen zu können. Ausserdem würden den Mietern so Umsatzmöglichkeiten entgehen.
Stabile Lage im Westcenter
Die Besucherzahlen seien im Westcenter, welches neben der Shopping Arena liegt, insgesamt stabil. Das liege daran, dass der stationäre Handel für Konsumentinnen und Konsumenten sehr attraktiv sei. «Wir setzen auf einen Mix von grösseren, beziehungsweise bekannteren Marken und kleineren Ladenlokalen», schreiben die Eigentümer des Westcenters.
«Erst vor drei Monaten konnten wir die Eröffnung von zwei neuen Ladenflächen feiern.» Damit kommt das Westcenter auf insgesamt zehn Mieter. Für die leerstehenden Flächen seien sie laufend mit potenziellen Mietern in Kontakt.
«Aufgrund der angespannten Lage im Arbeitsmarkt erweist sich die Personalsuche für die neuen Ladengeschäfte als schwierig», schreiben die Eigentümer. Deshalb hätten einige potenzielle Mieter nicht die Kapazitäten, sich einzumieten.
Silberturm ist zufrieden
«Das erste Mal seit sechs Jahren zählt der Silberturm keine Leerstände», sagt Cornel Grämiger, Centermanager des Silberturms in St.Fiden. Alle 21 Ladenflächen sind besetzt. Es seien zwar nicht alles Wunschmieter, jedoch ist eine Vollvermietung nicht nur gut für das Zentrum, sondern gibt auch ein schönes Bild für die Besucher.
Die Mietersuche sei anspruchsvoll gewesen. «Wir hatten immer wieder Interessierte, die vorbeikamen, aber man konnte sich nicht einigen.» Die Situation ändere sich auch laufend. «Wenn ich heute sage, dass wir vollvermietet sind, kann es morgen schon wieder anders sein», so Grämiger.
Auch die Besucherzahlen hätten sich gut erholt. «Wir sind sehr zufrieden und haben ein sehr stabiles Publikum, auf welches wir uns verlassen können.» Das liege auch daran, dass der Silberturm keine klassische Shoppingmall ist, sondern eher ein normales Einkaufszentrum für den täglichen Konsum.
Ein grösseres Problem sei der Vandalismus. «Die Schweiz ist dreckiger, als sie noch vor 30 Jahren war», sagt Grämiger. Zu kämpfen hätten sie vor allem mit Graffitis und herumliegendem Abfall.
Wetter spielt eine grosse Rolle
Die zwei Migros-Kinder Säntispark in Abtwil und Rheinpark in St.Margrethen zählen ebenfalls keine leerstehenden Flächen. Dementsprechend hätten sie im Moment auch keine Probleme mit der Vermietung einzelner Ladenflächen. Sie seien auch sehr zufrieden mit den Besucherzahlen in den zwei Zentren.
Zu beachten sei aber, dass die Zahlen von vielen Faktoren abhängig seien. Neben dem Wechselkurs von Euro und Franken sowie den Kosten für Benzin habe auch das Wetter einen grossen Einfluss auf die Besucherzahlen.
«Bei schlechtem Wetter stellen wir höhere Besucherzahlen in unseren Einkaufszentren fest, im Säntispark mit seiner Bäderwelt ist der Einfluss des Wetters sogar sehr ausgeprägt», schreibt Andreas Bühler, Leiter Unternehmenskommunikation der Migros Ostschweiz.
Weihnachten stimmt zuversichtlich
Alle angefragten Einkaufszentren gaben an, sich aufs Weihnachtsgeschäft zu freuen. Nach der zweijährigen Pause würden sich die Besucherinnen und Besucher freuen, wieder Zeit mit Geliebten zu verbringen und sich dabei was zu gönnen.
Auch die Fussball-Weltmeisterschaft werde den Detailhandel beeinflussen. «Die WM wird sicherlich noch für zusätzlichen Umsatz sorgen», schreibt Marc Schäfer von der Shopping Arena.
(yst)