Wer sich in der beliebten Skiregion St. Moritz auskennt, oder das Foto ein wenig genauer beobachtet, merkt, dieses Bild wurde weder in Graubünden noch in Europa gemacht. Stattdessen befindet sich dieser «Bernina-Express-Klon» in Hakone, einer japanischen Stadt in den Bergen.
Seit November 2014 teilen die beiden Städte ein Städtefreundschaftsbündnis. Die Geschichte dieser Beziehung geht aber weit über zehn Jahre zurück und hält bis heute an.
Der Startschuss einer Freundschaft
Alles begann vor über hundert Jahren, als ein japanischer Ingenieur von einer beeindruckenden Bahn in den Schweizer Alpen hörte. Er war auf der Suche nach Inspiration für den Bau einer Bahnlinie in Hakone und dessen schwierigem Gelände.
Er reiste also in die Schweiz, genauer nach Graubünden, um die Berninastrecke der Rhätischen Bahn (RhB) zu besichtigen. Das Prinzip überzeugte den Japaner so sehr, dass er die Hakone-Linie nach dem Vorbild der beliebten Berninabahn bauen liess.
So begann die Beziehung zwischen den beiden Bahnen. Den Kontakt über die Jahre aufrechtzuerhalten, war aber nicht einfach. Was zur damaligen Zeit aber auch verständlich ist, es gab keine modernen Kommunikationsmittel, keine Flugverbindungen, stattdessen eine Wirtschaftskrise und zwei Weltkriege.
Trotzdem ist die Freundschaft nie erloschen: Im Jahr 1979 schlossen die beiden Bahnlinien sogar eine Blutschwesternschaft.
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Jährlicher Besuch
Die Freundschaft der beiden Bahnen hält trotz der über 9000 Kilometer weiten Entfernung bis heute an und das sogar mit fast jährlichen Besuchen.
«Wir haben keine abgemachten Zeiten, an welchen wir uns treffen», sagt Simon Rageth von der Unternehmenskommunikation der Rhätischen Bahn, «wenn sich etwas ergibt, oder man dem anderen etwas zeigen möchte, dann kommt es hin und wieder zu einem Treffen».
Erst im Juni dieses Jahres wurden Vertreter der Hakone Tozan Railway zur Neueröffnung des Albulatunnels eingeladen. Die Beziehung würde vor allem aus solchen Dingen bestehen, schliesslich könne man auch immer vom Partner lernen.
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Geschenke und Gesten
Als Zeichen der Freundschaft schenken sich die beiden Bahnen immer wieder Gegenstände oder machen mit Gesten auf die andere Bahn aufmerksam. «Wenn etwas gerade passend ist, oder um den Besuch zu ehren, schenken wir uns etwas», sagt Rageth.
Vor 42 Jahren brachte die Rhätische Bahn zwei Kuhglocken zur Gora Station nach Hakone, wo sie bis heute hängen. 1991 wurde ein Zug der Rhätischen Bahn auf den Namen «Hakone» getauft und mit dem japanischen Nationalsymbol, der aufgehenden Sonne, verziert. In Japan hingegen fährt seit 2009 ein Zug mit dem Design des Glacier Express und es gibt ein Café namens «St. Moritz».