Seit der Einführung der Gratiszertifikate am Arbeitsplatz hat die Zahl der Firmen, die an den Betriebstest teilnehmen, sprunghaft zugenommen. 593 Betriebe meldeten sich neu an, wie Martin Bühler, Leiter des kantonalen Führungsstabs, am Donnerstag vor den Medien in Chur erklärte.
Die Gesamtzahl der Betriebe, die testen lassen, stieg damit auf 2695. Insgesamt werden nun 34'000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer repetitiv auf eine Infektion mit dem Corona-Virus untersucht. Sie können über eine Plattform ein Zertifikat beantragen. Bei einem negativen Ergebnis wird es ihnen gratis via SMS oder Mail zugestellt.
Dass der Kanton Graubünden die Zertifikate kostenlos anbietet, während der Bund Gratistests und -zertifikate seit Anfang Oktober weitgehend strich, geschieht nicht ganz freiwillig. Laut Bühler fehlt dem Kanton eine rechtliche Grundlage, Geld für Zertifikate aus den präventiven Betriebstestungen zu verlangen.
Impfbereitschaft nicht torpediert
Das Angebot sei ein Balanceakt und vom Kanton erst nach einer intensiven Güterabwägung aufgegleist worden, sagte Bühler. Die Befürchtung, dass die Gratiszertifikate die Impfmotivation senken und die Impfstrategie torpedieren würden, habe sich bisher nicht bewahrheitet. «Wir haben keinen Einbruch bei den Impfungen», sagte der Chef des mit der Bewältigung der Pandemie beauftragten Führungsstabs.
Klar ist, dass es die Gratiszertifikate nur bis Ende November gibt. Dann wird der Kanton entweder über die rechtliche Handhabe verfügen, dafür den marktüblichen Preis zu verlangen. Oder das Angebot wird gestrichen. Bis dann habe der Kanton nochmals die Möglichkeit, darauf hinzuweisen, wie wichtig der Impfschutz sei, erklärte Bühler. «Wir wollen die Türe nicht zumachen und setzen weiterhin auf Dialog.»
Kantonsärztin warnt vor Fallanstieg
«Aktuell sind 67 Prozent der Bündner Bevölkerung mindestens einmal geimpft», erklärte Kantonsärztin Marina Jamnicki. «Das ist zu tief», betonte sie.
Mit der Ausweitung der Zertifikats-Pflicht habe sich die Lage zwar etwas entspannt. Einen Fallanstieg wie nach den Sommerferien «schaffen wir im Winter aber nicht», betonte sie.
Das Bündner Gesundheitswesen sei in der Wintersaison viel stärker belastet als im Sommer. Zu den Skiunfällen geselle sich der Umstand, dass sich schlicht mehr Personen im Kanton aufhalten würden, als im Sommer. Entsprechend müssten etwa auch mehr Herzinfarkte behandelt werden.