Quelle: SDA
Als direkte Ursache für den Unfall nennt die schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) den Pilotenfehler. Die Piloten steuerten die Maschine demnach in geringer Höhe, ohne alternativen Flugweg und mit gefährlich tiefer Geschwindigkeit in das enge Tal südwestlich des Piz Segnas.
Das Flugzeug geriet in Turbulenzen – ein in den Bergen immer zu erwartendes Phänomen. Die Piloten verloren die Kontrolle und hatten keinen Raum mehr, die Maschine aufzufangen. Das Flugzeug stürzte nahezu senkrecht in den Boden.
Laxe Sicherheitsauffassung
Weitere Faktoren trugen zum Absturz bei. Die Sust nennt einen zu weit hinten liegenden Schwerpunkt des Flugzeugs. Das war Folge einer mangelhaften Flugvorbereitung und eines Softwarefehlers der Ju-52.
Die Piloten der Ju-Air hatten sich im weiteren daran gewöhnt, Regeln für den sicheren Flugbetrieb nicht einzuhalten und gingen auch bei Flügen mit Passagieren hohe Risiken ein.
Der Betreiberverein Ju-Air erkannte wesentliche Risiken nicht. Verschiedene Voraussetzungen für den sicheren Betrieb waren seit längerem nicht erfüllt. Das Bundesamt für Zivilluftfahrt erkannte als Aufsichtsbehörde zahlreiche Sicherheitsprobleme nicht. Die Unglücksmaschine selbst war technisch nicht in Ordnung, was sich jedoch nicht auf den Unfall auswirkte.
Die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle SUST erklärt in einem animierten Video, wie es zum Absturz der Tante-Ju kam
Quelle: FM1Today / SUST
Senkrecht auf den Boden geprallt
Die populäre Nostalgie-Maschine, im Volksmund «Tante Ju» genannt, befand sich auf dem Rückflug von Locarno-Magadino nach Dübendorf ZH, als sie gegen 17 Uhr oberhalb von Flims verunglückte. Das Flugzeug stürzte ab an der Westflanke des Piz Segnas, auf 2540 Metern über Meer.
Es sei nahezu senkrecht und mit relativ hoher Geschwindigkeit auf den Boden geprallt, sagte Daniel Knecht von der Sust einen Tag später in Flims vor den Medien. Handybilder bestätigten diese Aussage später. Der Absturzort liegt in der Nähe des bekannten Martinslochs, das Teil der Glarner Hauptüberschiebung und Unesco-Weltnaturerbe-Gebiet ist.
Erfahrene Piloten
20 Personen, 17 Passagiere sowie drei Besatzungsmitglieder, kamen ums Leben. Die beiden Piloten im Alter von 62 und 63 Jahren wurden als sehr erfahren beschrieben. Sie hatten während ihrer jahrzehntelangen beruflichen Tätigkeit Kampfjets sowie Linienmaschinen gesteuert.
Das Flugzeug-Unglück oberhalb von Flims war eines der schwersten in der Schweiz seit fast zwei Jahrzehnten. Im November 2001 waren bei einem Absturz eines Crossair Jumbolino bei Bassersdorf ZH 24 Menschen gestorben, neun überlebten.
Besitzerin der knapp 79-jährigen Unglücksmaschine ist die Ju-Air, ein Verein, der in den 1980-er Jahren die drei von der Armee ausgemusterten Ju-52 übernahm. Der Flugbetrieb wurde zwar knapp zwei Wochen nach dem Unglück wieder aufgenommen. Im November 2018 verfügte die Sust ein Flugverbot. Seither hat keine Ju-52 des Vereins mehr abgehoben.