Um dem Stau auf der Autobahn A13 auszuweichen, entscheiden sich viele Autofahrerinnen und Autofahrer, den Weg über die umliegenden Gemeinden zu wählen. Dies sehr zum Unmut der betroffenen Regionen. «Der Verkehr ist eine wahnsinnige Belastung. An einem Sonntagabend ist es eine Katastrophe. Der Verkehr steht fast still. Für die Leute, die an der Kantonsstrasse wohnen, ist es ein fertiger Seich», sagt der Gemeindepräsident von Zizers, Peter Lang, Anfang Februar gegenüber FM1Today. Eine temporäre Strassensperre wurde der Gemeinde nicht bewilligt.
Runder Tisch mit Gemeinden, Kanton und Bund
Damit ist die Problematik aber nicht vom Tisch. Vertreter des Bundes, des Kantons und der 20 betroffenen Gemeinden haben am Dienstag über mögliche Lösungsansätze diskutiert. Patentrezepte für eine Lösung gebe es allerdings nicht, schreibt der Kanton Graubünden in einer Mitteilung: «Daher ist eine sorgfältige Planung und umfassende Abstimmung von Massnahmen unerlässlich.»
Im Rahmen eines Pilotversuchs wird in den Gemeinden Rhäzüns und Bonaduz nun das umgesetzt, was Zizers verwehrt blieb: Während der Ostertage wird die Durchfahrt durch die Gemeinden auf Anwohnende und Zubringende sowie den öffentlichen Verkehr beschränkt. «Wir haben politisch lange Druck ausgeübt, damit endlich etwas getan wird. Wir hatten immer das Gefühl, dass nichts passiert. Wir sind gegen eine Wand geprallt. Jetzt läuft etwas und Bund und Kanton wollen mit uns zusammenarbeiten. Sie haben das Problem erkannt und Ideen, was man machen könnte», sagt Reto Loepfe, Gemeindepräsident von Rhäzüns.
«Verlängerung des Leidens», wenn Massnahmen erst 2026 kommmen
Auch wenn man sich dort über den Pilotversuch freut, ist Loepfe noch vorsichtig optimistisch, was die Gesamtsituation betrifft: «Neben dieser kurzfristigen gibt es auch längerfristige Massnahmen wie die Verkehrsführung oder die Geschwindigkeitsharmonisierung. Dafür braucht es technische Einrichtungen, welche in einem Zeitraum von 2024 bis 2026 errichtet werden können. Wenn es bis 2026 dauert, bedeutet dies eine Verlängerung des Leidens.»
Gemäss Kanton sind mögliche Lösungsansätze auf drei Ebenen zu suchen: Der Verkehrsfluss auf der Autobahn soll aufrechterhalten werden, der Ausweichverkehr vermindert und dessen Folgen reduziert werden. Um dies zu erreichen, sollen unter anderem die Verkehrsteilnehmenden verstärkt informiert, die Ein- und Ausfahrten dosiert und die Angebote im öffentlichen Verkehr verbessert werden.
Keine Triage bei Pilotversuch vorgesehen
«Es gibt einen bunten Strauss an Massnahmen. Die Erwartungen sind hoch, die Anwohner sind unzufrieden», sagt Loepfe. Auch er ist sich bewusst, dass es keine einfache Lösung für das Problem gibt. Mehr müssten die Massnahmen koordiniert und unter den Gemeinden abgesprochen werden.
Eine Hoffnung liegt nun also auf dem Pilotversuch. Sollte dieser erfolgreich sein, könnte er auch auf andere Gemeinden, namentlich Zizers, Igis, Landquart und Maienfeld angewandt werden. Um den Erfolg der Sperre zu evaluieren, werden bei Bonaduz und Rhäzüns Messstationen aufgestellt. Diese werden die Frequenz des Verkehrsaufkommens messen. Zusätzlich wird überprüft, ob es zu Staus kommt. Eine Triage wird es allerdings nicht geben. «Bei einer Triage würde jemand an der Autobahnausfahrt stehen und die Autofahrerinnen und -fahrer fragen, wieso sie von der Autobahn weg wollen. Wer also vom Navigationssystem über die Gemeinden umgeleitet wird und die Signalisationen nicht beachtet, wird trotzdem durchfahren können. Ich bin im Moment also noch skeptisch, ob sich der Versuch ohne Triage bewähren wird», sagt Loepfe.
Ob und in welcher Form eine Strassensperre längerfristig und auch bei anderen Gemeinden eingesetzt wird, ist also noch offen. Die Hoffnung bei den Betroffenen ist gross. Einig sind sich alle Parteien: Das Problem muss gemeinsam und überregional gelöst werden.