Ostschweiz

«Hier tönt es wie im Krieg»

«Hier tönt es wie im Krieg»

26.07.2019, 11:59 Uhr
· Online seit 26.07.2019, 11:51 Uhr
Die Idylle am Walensee wird an manchen Tagen durch Schiessübungen getrübt. Neben dem Strandbad liegt eine Militärkaserne und vor allem auswärtige Badegäste fühlen sich von den Schüssen gestört.
Vanessa Kobelt
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Eine FM1Today-Leserin besuchte am Mittwoch das Strandbad Walenstadt und freute sich auf einen gemütlichen Nachmittag am See. Doch es sollte kein Erlebnis für alle Sinne werden: Anstatt plätscherndes Wassers und lachende Kinder, hörte sie Schüsse. Direkt neben dem Strandbad Walenstadt liegt eine Militärkaserne und in der Nähe fand eine Schiessübung statt.

«Die Stimmung war kaputt»

«Ich blieb gut drei Stunden am See und es wurde ununterbrochen geschossen. Es tönte wie im Krieg und machte die schöne Stimmung kaputt», sagt die FM1Today-Leserin aus Altstätten. Auch andere Gäste hätten sich über den Lärm aufgeregt. «Irgendwann gewöhnt man sich zwar an die Schüsse im Hintergrund. Doch auch das finde ich schrecklich, schliesslich ist Schiessen ja nichts Positives.»

Mit einem Video hielt sie fest, wie gut die Schüsse zu hören waren.

Reklamationen im Strandbad

Marcel Neyer, der Pächter vom Strandlokal «Neptun» in Walenstadt, bestätigt gegenüber FM1Today, dass sich ab und zu Leute über den Lärm beklagen. «Die Badegäste, die sich über den Schiesslärm aufregen, melden sich direkt bei uns. Wir sind quasi ihre erste Anlaufstelle.» Marcel Neyer selber stören die Schüsse nicht, er könne den Unmut einiger Badegäste aber nachvollziehen. «Es ist natürlich blöd, wenn jemand genau an einem Tag an den Walensee kommt, an dem geschossen wird. An anderen Tagen wäre es entspannender.»

Vor allem Auswärtige regen sich auf

Laut Marcel Neyer sind es vor allem auswärtige Badegäste, die sich bei ihm über die Schiessübungen beklagen. In Walenstadt hätten sich die meisten Anwohner daran gewöhnt. Gleicher Meinung ist der Gemeindepräsident Angelo Umberg. «Wir haben in Walenstadt wenig Lärmklagen, welche die Armee betreffen. Auch ich persönlich empfinde den Schiesslärm als nicht störend». Klar würde man sich wünschen, dass die Schiessübungen nicht gerade an einem schönen Sommertag stattfinden, aber steuern könne man dies nicht immer. «Grundsätzlich nimmt die Armee schon viel Rücksicht.»

Das ganze Jahr wird geschossen

Oberst im Generalstab Ronald Drexel ist Kommandant des Ausbildungszentrums der Armee. Er sagt, es sei nichts aussergewöhnliches, dass so eine Schiessübung an einem Mittwochnachmittag stattfindet. «Walenstadt ist ein wichtiger Standort der Armee mit diversen Ausbildungsplätzen. Hier wird das ganze Jahr über ausgebildet und somit auch geschossen.» Auch er bestätigt, dass Reklamationen hauptsächlich von Auswärtigen kommen. «Die Menschen, die in Walenstadt leben, sind sich an den Schiesslärm gewöhnt und wir haben ein sehr gutes Verhältnis.»

Rücksicht bei Beerdigungen

Ausserdem halte man die publizierten und klar definierten Schiesszeiten ein. Man fange am Morgen nicht zu früh an und es gebe eine Mittagspause. «Rücksicht nehmen wir zum Beispiel auch bei Beerdigungen. Ansonsten können wir einer Truppe nicht verbieten zu Schiessen, nur weil gerade schönes Wetter ist», sagt Ronald Drexel. Diese Woche werde wegen einer zusätzlichen Belegung etwas mehr geschossen als sonst. Nicht nur die Armee, auch die Polizei führe gerade Schiessübungen durch.

Walenstadt profitiert von Armee

Fakt sei, dass das Land um den Walensee und auch viele Sportplätze dem Bund gehören, die Gemeinde pachte es nur. «Ohne Armee würde es das Strandbad vielleicht gar nicht geben, denn das Land wäre möglicherweise schon längst überbaut», sagt Drexel. Auch Gemeindepräsident Angelo Umberg bezeichnet die Abmachungen mit der Armee als Win-win-Situation. «Die Armee ist schon sehr lange hier und die Gemeinde profitiert davon.» Dies dürfe man eben nicht vergessen, wenn es wieder mal «klepft» am Walensee.

veröffentlicht: 26. Juli 2019 11:51
aktualisiert: 26. Juli 2019 11:59
Quelle: kov

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