Quelle: TVO
In der Schweiz hat es momentan zu viel Schweinefleisch auf dem Markt. Das spüren nun auch die Schweinezüchter. So auch Felix Würth aus Amriswil. TVO hat ihn auf seinem Betrieb besucht. Zahlreiche Ferkel sind im Stall zu sehen. Sie sind erst wenige Tage alt. Und es kommt noch mehr Nachwuchs. Etwa 150 Muttersäue sind momentan trächtig.
Und dies hat auch einen guten Grund. Die Schweinezucht muss geplant werden und kann nicht einfach so auf die Kundenwünsche angepasst werden. «Die trächtigen Säue werden etwa in drei Wochen gebären. Das heisst, wir haben sie vor etwa drei Monaten besamt», erklärt Würth gegenüber TVO – und trächtige Säue könne man nicht verkaufen.
Stau in den Ställen
Sobald die jungen Ferkel ein Gewicht von 25 Kilogramm erreicht haben, werden sie an Mastbetriebe verkauft. Und genau hier liegt laut Würth das Problem: «Momentan ist es auf den Mastbetrieben zu eng, da weniger geschlachtet wird, weil weniger konsumiert wird.» Das führe zu Stau in den Ställen.
In den vergangenen Jahren haben die Schweinehalter etwa fünf Prozent mehr Schweine gezüchtet. Das bedeutet, dass es nun ein Überschuss von rund 50'000 Schweinen in den Schweizer Ställen gibt. Das Fleisch ist aber auf dem Markt nicht gefragt.
Pandemie und Auslandsshopping als Treiber
Das spüren auch die gut 1000 Ostschweizer Mast- und Zuchtbetriebe, so Thomas Kempf, Präsident von Suisseporcs Ostschweiz. Die Nachfrage sei während der Pandemie gestiegen – auch, weil man nicht mehr im Ausland einkaufen konnte und im Homeoffice mehr Zeit zum Kochen hatte. «Das kumuliert sich nun in diesem Jahr, dass wir zu viel haben», so Kempf.
Das Überangebot drückt auch auf den Preis. Aktuell liegt der Schlachtpreis bei 3.10 Franken pro Kilo, sonst waren es 4.50 Franken pro Kilo. So tief war der Preis seit Jahrzehnten nicht mehr. Diese Schwankungen haben auch einen Namen: der Schweinezyklus. Steigt der Schlachtpreis, wird die Produktion angekurbelt. So wird der Markt mit Schweinen gesättigt und der Preis sinkt wieder. Verhindern könne man diesen Zyklus eigentlich nicht und er sei auch nur schwer zu kontrollieren, so Kempf.
Klare Forderungen
Die Situation dürfte sich nicht vor dem Herbst entspannen. Darum müsse sich nun etwas ändern, findet Felix Würth. Der Züchter hat auch klare Forderungen: «Die Verarbeitung, die Schlachtbetriebe und die Konsumenten sollen jetzt vermehrt auf Schweizer Schweinefleisch setzen.» So könne die momentane Mehrproduktion abgefedert werden.
(red.)