Seit Generationen gehört die Tankstell-Bar zum St.Galler Kultur- und Nachtleben und doch scheint sie in den letzten Jahren etwas in Vergessenheit geraten zu sein. So nimmt es zumindest die Genossenschaft wahr, von welcher das Kult-Lokal nahe beim St.Galler Riethüsli betrieben wird. Seit der Corona-Pandemie will der Bar-Betrieb irgendwie nicht mehr richtig ins Rollen kommen und die Betreiber kämpfen mit allen Mitteln darum, den Treffpunkt für Jung und Alt weiter erhalten zu können.
Mittlerweile sind die Geldsorgen gross geworden und wenn sich an diesen Umständen nicht sehr bald etwas ändert, dürfte nach jahrzehntelangem Betrieb an der Teufener Strasse Schluss sein, wie ein Instagrampost vom Montag zeigt.
Vereinbarung mit Untervermieter
Um die Schliessung irgendwie noch verhindern zu können, rufen die Köpfe hinter der Bar, es sind zehn Genossenschafter, in einem letzten Schritt zum Crowdfunding auf. Einer davon ist Karim Varano, der Präsident der mittlerweile 11-jährigen Genossenschaft. «Langsam ist es nicht mehr tragbar», sagt er im Interview. Er meint damit mehrere Probleme, die sich mittlerweile summiert haben. Er spricht von unzähligen ehrenamtlichen Stunden hinter der Bar durch die Genossenschafter selbst und schwächelnden Besucherzahlen.
Hauptgrund für die Misere sei aber der während der Pandemie aufgenommene Kredit, um die Einbussen während der vorübergehender Schliessung stemmen zu können. Diesen sei man nach wie vor am Abzahlen. Mit einem Ziel: Die Tanke künftig am Leben zu halten und weiterführen zu können. All diese Umstände hätten zu aufgebrauchten Ersparnissen und Mehrwertkosten, die nicht mehr bezahlt werden können, geführt.
Ausschlaggebend für den Spendenaufruf war schliesslich eine Abmachung mit dem Untervermieter. «Wir konnten mehrere Mieten nicht mehr bezahlen. Wenn wir die Mietkosten von Mai bis August nicht bezahlen können, müssen wir schliessen. Falls wir diese jedoch begleichen können, wird die ‹Tanki› weiter offen bleiben», so Varano.
Letzte Chance
15'000 Franken sind es, welche die Tankstelle braucht, um ihre offenen Rechnungen begleichen und den Betrieb weiterführen zu können. «Wenn wir das bis im August haben, können wir weitermachen, sonst wird uns gekündet.» Es sei ein Deal, den die Tankstell gemäss Varanos Aussage als letzte Chance mit dem Untervermieter vereinbaren konnte. Innerhalb von vier Tagen sind Stand Donnerstagmorgen 1091 Franken an Spenden zusammengekommen.
Für das Kollektiv steht zudem fest: Wenn es «d Tanki» auch in Zukunft noch geben soll, dann als Genossenschaft. Ein Investor beispielsweise sei keine Option. Man wolle nach wie vor nicht gewinnorientiert mit einem Chef arbeiten. «Dahinter steckt eine Philosophie. Wir schätzen an dem bisherigen Modell sehr, dass alle zehn Genossenschafter das gleiche Mitspracherecht haben und wir unsere Produkte zu einem erschwinglichen Preis anbieten können», führt Varano aus.
«Die Bar gehört zur Stadtlandschaft»
Lohnt sich dieser Versuch eines Erhalts denn überhaupt noch? Varano und seine Genossenschaftskolleginnen und -kollegen sind überzeugt davon, weshalb sie bisher auch darauf verzichtet haben, Konkurs anzumelden. «Ich glaube fest daran, dass wir es schaffen können», sagt der Präsident im Namen der Genossenschaft. Er und die anderen Mitglieder hoffen, dass sich noch weitere Leute dazu entscheiden, einen Betrag zu spenden.
«Die Bar gehört zur Stadtlandschaft. Selbst mein Vater und seine Kollegen kennen sie noch von früher», kommt Varano ins Schwärmen, als er nach dem Grund für diesen ganzen Aufwand gefragt wird. «Es ist ein Safe Space, ein Ort zum Verweilen, ohne Dresscode. Zudem ist es eine Bar, die vielen DJs ein Sprungbrett bietet. Wenn jemand in der Tankstell aufgelegt hat, bekam er oftmals weitere Aufträge an anderen Orten.»
Ob dies in rund eineinhalb Monaten nach wie vor möglich sein wird, das wird wohl das Crowdfunding zeigen. Ansonsten würden die Schulden gleichmässig auf die Genossenschaftsmitglieder aufgeteilt werden. Und die Räumlichkeiten mit den Sofas in den Ecken, dem DJ Pult in der Mitte und den Disco-Kugeln an der Decke müssten geräumt werden.
Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.