Ostschweiz

Lernende im Gastrobereich müssen wegen Personalmangel Überstunden machen

Gastroproblem

Die Wertschätzung fehlt – Gastrolehrlinge müssen Personalmangel ausbügeln

· Online seit 24.05.2023, 10:44 Uhr
Immer weniger Leute wollen im Gastronomiebereich arbeiten. Das merken vor allem die Lehrlinge, welche den Mangel an Personal mit Überstunden ausbügeln müssen. 19 Prozent von ihnen wollen die Branche verlassen.
Elija Eberle
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Lange Arbeitszeiten, fehlende Wertschätzung und dann noch ein tiefer Lohn. All das sind Gründe, wieso das Gastgewerbe mit fehlendem Personal zu kämpfen hat. Besonders leiden die Lernenden darunter, da sie den Mangel mit Überstunden begradigen müssen.

Von rund 2000 befragten Lernenden haben 30 Prozent angegeben, dass sie jede Woche mehrere Überstunden leisten müssen. Vor allem die Lehrlinge im dritten Lehrjahr sind betroffen.

Weitere 13 Prozent gaben an, jede zweite Woche mehr zu arbeiten als geplant. Das grosse Problem für die Lehrlinge sei das Kompensieren der Überstunden, da nur 62 von 100 Betrieben über eine richtige Kompensationsplanung verfügen.

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19 Prozent wollen weg

Der Mangel an Arbeitskräften widerspiegelt sich auch in der Umfrage. 19 Prozent seien bereits während der Ausbildung fest entschlossen, die Branche zu verlassen, Gründe dafür seien auch hier die Arbeitszeiten oder die fehlende Wertschätzung.

Den Lernenden die Freude nicht nehmen

«Dass Angestellte und auch Lehrlinge den Beruf wechseln, kommt immer vor», sagt die Vizepräsidentin von Gastro St.Gallen, Irene Baumann. Sie ist Ausbildungsverantwortliche im Fachgebiet Restaurationsfachfrau und führt mit dem Restaurant Rössli in Flawil ihr eigenes Restaurant.

Die Freude am Beruf sollte laut ihr schon am ersten Tag beginnen und der Betrieb habe einen grossen Einfluss darauf. Schliesslicht würde man sich auch als Inhaberin oder Inhaber einen Namen machen. Dennoch könne sie die Lehrlinge, welche immer Überstunden machen müssen, verstehen, wenn sie die Branche verlassen.

«Wir haben es selbst in der Hand»

«Wenn man immer jemanden zu wenig im Betrieb hat und die Angestellten immer Überstunden leisten müssen, dann muss man halt eine weitere Person einstellen», sagt Baumann, «und wenn man niemanden findet, dann muss man halt einige Tage schliessen», fügt sie hinzu.

Es sei normal, dass man manchmal Überstunden machen müsse, da es in der Gastronomie sehr spontan und ruppig zugehen könne. Dann müsse man aber mit den Lernenden sprechen und richtig mit ihnen umgehen. Für Baumann hat vieles mit Kommunikation zu tun.

«Wir haben es selbst in der Hand, dass sie sich wohl fühlen», sagt die 54-Jährige. Sie findet auch, dass ein fixer Dienstplan in allen Betrieben existieren sollte, da das zu einer guten Planung dazu gehört.

Ein grosser Grund, wieso 19 Prozent der Lehrnenden die Branche verlassen wollen, ist die fehlende Wertschätzung. Auch Irene Baumann fällt das auf und sie fragt sich: «Wie soll man den Gästen Wertschätzung bieten, wenn man sie nicht mal den Mitarbeitern bieten kann?» Laut ihr müssen sich die Betriebe hier selbst an der Nase nehmen.

Gastro kann auch anders

Seit sie 16 Jahre alt ist, arbeitet Baumann im Gastrobereich und findet: «Im Gastro gibt es auch viele positive Dinge, von diesen wird aber viel zu wenig gesprochen.» Laut ihr gibt es jeden Tag welche, die aufhören, und welche, die wieder neu anfangen, das gehöre einfach dazu.

veröffentlicht: 24. Mai 2023 10:44
aktualisiert: 24. Mai 2023 10:44
Quelle: FM1Today

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