Eine Rute, ein dickes Buch, der Schmutzli und ein Esel – der Samichlaus und sein Gespann sind eine Tradition, die für viele Kinder und auch Erwachsene nicht mehr wegzudenken ist. Seitdem die Coronamassnahmen gelockert wurden, ist die Nachfrage nach dem Chlaus und seinen Helfern eher gestiegen.
Der Chlaus wird noch gebraucht
Das spürt auch die Chlausgruppe St. Martin, die bei Familien in der Stadt St.Gallen vorbeigeht. Händeringend sucht der Verein nach Freiwilligen, die als Schmutzli oder Samichlaus während fünf Tagen in der Adventszeit von Tür zu Tür ziehen, und zwar ehrenamtlich. Nur so könne man den vielen Anfragen gerecht werden. Dafür hat die Gruppe bereits in diesem Sommer einen Aufruf gestartet.
«Obwohl die Anmeldesaison im November noch läuft, erwarten wir ähnlich viele oder mehr Familienbesuche als letztes Jahr. Also etwa hundert an der Zahl», sagt Marc Peter von der Chlausgruppe St. Martin. Hinzu kämen diverse Termine in Schulen. Pro Abend seien von ihrer Gruppe jeweils bis zu sieben oder acht Chläuse mit einem Schmutzli und einem Fahrer unterwegs. Und das obwohl es für die Stadt St.Gallen mehrere zuständige Gruppierungen gibt. Einen treuen Stamm von erfahrenen Chläusen hat die Chlausgruppe Abtwil. «Für uns ist es eher schwierig genügend Schmutzlis zu finden», sagt Alex Ziegler von der Chlausgruppe Abtwil.
Kinder werden nicht versetzt
Einer Familie wegen Not am Chlaus abzusagen, käme für Peter und seine Gruppe nicht in Frage. «Bisher ist es immer irgendwie aufgegangen», sagt er. Auch wenn das je nachdem einige Überstunden für den Samichlaus bedeutet. Erfreulicherweise hätten sich seit dem Aufruf freiwillige Helfer gemeldet, welche die Chlausgruppe in diesem Jahr bei der Arbeit unterstützen werden. Noch könne man sich immer noch dafür anmelden, ergänzt Marc Peter.
Im Vergleich zu den letzten zehn Jahren, vermerkten die Vereine noch im Jahr 2019 ein geringeres Interesse an Hausbesuchen. «Wir haben weniger Anfragen, dafür sind die Erwartungen an die Qualität gestiegen», sagte Christof Schmid von den Heerbrugger Samichläusen damals gegenüber FM1Today.
Wetter bringt keine Weihnachtsstimmung
Im Toggenburg sei der Boom auf den Nikolaus in diesem Jahr noch nicht so intensiv angekommen. «Das liegt sicher auch am Wetter, dass noch nicht so in Weihnachtsstimmung versetzen lässt. Die meisten Anfragen kommen bei mir aber jeweils sehr kurzfristig rein», sagt Gabriela Ehrbar, die im Toggenburg verschiedene Gemeinden wie Wattwil und Lichtensteig mit dem «Chlausen» abdeckt. Einen Mangel an Freiwilligen muss auch sie feststellen.
Leuchtende Kinderaugen sind Lohn genug
Klar ist, das «Chlausen» ist ein Brauchtum, der zum Kulturraum der Schweiz gehört. Umso wichtiger ist der Einsatz der Leute, die bereit sind, ihre Freizeit in diese Tradition zu investieren. «Wenn man im Vorstand ist, hat man doch relativ viel Arbeit während dieser Zeit. Da fragt man sich manchmal schon, wieso man das macht. Aber spätestens dann, wenn man bei den Familien ist und die leuchtenden Kinderaugen sieht, weiss man wieder, wozu», sagt Marc Peter. Die Chlausgruppe Abtwil erwähnt zudem, dass sie jeweils viele freiwillige Spenden einnehmen, womit sie Kinder in Not unterstützen können.