Langeweile oder Stress? Der Rorschacher Claudio Mayer würde sich zurzeit definitiv für Stress entscheiden. Der 28-Jährige sitzt seit Tagen in Seoul in einem Quarantäne-Hotel fest. Von einer auf die andere Minute wurde er von den südkoreanischen Behörden von der Arbeit abgezogen und isoliert.
Visa- und Corona-Zertifikat
Begonnen hatte Mayers etwas andere Geschäftsreise vor rund zwei Wochen. Mit einem Visum und einem Gesundheits-Zertifikat, welches von der Botschaft in Bern ausgestellt wurde, reiste der Ostschweizer nach Südkorea. «Die Dokumente bestätigten, dass ich und mein Schweizer Arbeitskollege nicht in Quarantäne müssen und gesund sind», sagt Claudio Mayer zu FM1Today.
Effektiv gearbeitet haben die beiden in den letzten beiden Wochen aber nur wenige Tage. Nach einem Telefon vom südkoreanischen Gesundheitsministerium mussten die Schweizer Maschinenbautechniker ihre Arbeit sofort niederlegen, ihre Koffer packen und in ein Quarantäne-Hotel in einem anderen Stadtteil von Seoul einchecken. «Dies, weil jemand auf unserem Flug mit Covid-19 infiziert war.»
Netflix, Fitness und Bier
«Wir wussten nicht, was uns da erwartet und wie lange wir in einem Zimmer ausharren müssen. Ich habe mir noch ein paar Dosen Bier gekauft», sagt der Rorschacher. Mayer und sein Schweizer Kollege müssen sicher noch bis Montag in Quarantäne bleiben.
Ansonsten vertreibt sich der 28-Jährige die Zeit mit Fitness, lesen und fernsehen. «Ich würde definitiv lieber arbeiten. Zum Glück habe ich noch einen Netflix-Zugang von meinen Freunden gekriegt.» Dreimal am Tag klopfe es an der Tür – Mahlzeit. Immerhin: Das Essen und das Hotelzimmer seien völlig in Ordnung.
Ungewisse Rückreise
«Es ist wirklich eine surreale Situation. Eigentlich müsste ich jetzt die riesige Druckermaschine installieren, nun bin ich kerngesund eingesperrt», sagt Mayer. Er habe sich an alle südkoreanischen Regeln gehalten: die Corona-App installiert, eine Maske getragen und zweimal wurde ein Corona-Test durchgeführt. Das Resultat immer das gleiche: Negativ. Trotzdem bekomme er zwei- bis dreimal pro Tag einen Anruf von den Gesundheitsbehörden. Diese würden kurz auf Englisch nach dem Wohlbefinden fragen.
Wie es nach der Quarantäne am Montag weitergeht, ist unklar. «Natürlich sind wir jetzt im Verzug mit der Arbeit. Ich hoffe, wir können die nächsten Wochen durcharbeiten», sagt der Ostschweizer. Ein mulmiges Gefühl sei auch, dass er unter Umständen in der Schweiz nochmals für 14 Tage in Quarantäne geschickt werde. «Unser Rückflug ist über Katar geplant und dieses Land steht ja auf der Warnliste der Schweizer Behörden.» Dazu könnte, je nach Entwicklung, Südkorea auch noch auf diese Liste kommen.